15.06.2020 | Pressemitteilung

Petition Personal: für eine gute Versorgung auch nach der Pandemie

Personal und Zeit sind die wichtigsten Faktoren für eine hohe Versorgungsqualität in Psychiatrie und Psychotherapie und seit Jahren zu niedrig angesetzt. Die aktuelle Pandemie schärft den Blick für psychische Gesundheit und unterstreicht die Notwendigkeit einer adäquaten Personalausstattung in der Psychiatrie auch nach der Krise. Die heute im Bundestag zur Anhörung gebrachte Petition des Bundesverbands der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) ruft den Gesetzgeber auf, geeignete Maßnahmen für eine leitliniengerechte Personalausstattung zu treffen und damit Verantwortung für die Menschen in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken zu übernehmen. Die DGPPN unterstützt diese Petition ausdrücklich.

„Es ist an der Zeit, Wort zu halten und Verantwortung für moderne, den betroffenen Personen gerecht werdende Bedingungen in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung zu übernehmen“, stellt DGPPN-Präsident Prof. Andreas Heinz klar. „Die Corona-Pandemie zeigt, wie psychische Belastungen zu einer hohen Krankheitslast führen. Alle, die hinter der Petition des BApK stehen, beweisen Verantwortung. Nun ist der Gesetzgeber an der Reihe. Die Petition ist als Hilferuf ernst zu nehmen, wir brauchen einen Kurswechsel. Für alle Menschen in der psychiatrischen Versorgung und für eine gesicherte leitliniengerechte Behandlung.“

„Dass die Petition Personal das Quorum erreicht hat, ist ein großartiger Erfolg der Psychiatrie. Im Trialog haben es Angehörige, Betroffene und Professionelle gemeinsam geschafft, die personelle und strukturelle Situation der Psychiatrie ins Parlament zu tragen,“ so der stellv. Vorsitzende des BApKs Dr. Rüdiger Hannig. „Eine zeitgemäße Psychiatrie braucht die notwendigen personellen Voraussetzungen. Das neu entwickelte Plattform-Modell bildet hierfür eine erste tragfähige Grundlage. Darüber hinaus ist es 45 Jahre nach der Psychiatrie-Enquête an der Zeit, die Psychiatrie SGB-übergreifend in einer paritätisch besetzten, trialogischen Expertenkommission neu zu denken."

Hintergrund:
Die im vergangenen Herbst präsentierte neue Personalrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) enttäuschte Betroffene, Angehörige und professionell Tätige gleichermaßen. Zentrale Verbände der Betroffenen und Angehörigen, wissenschaftliche Fachgesellschaften, darunter die DGPPN, und viele fachübergreifende Einrichtungen schlossen sich daraufhin zum Bündnis „Mehr Personal und Zeit für psychische Gesundheit“ zusammen und unterstützten die von der BApK initiierte Petition. Das Ziel: Den Gesetzgeber aufzufordern die Weiterentwicklung einer leitliniengerechten Personalausstattungs-Richtlinie durch den G-BA voran zu treiben.

Das parallel von der DGPPN gemeinsam mit zahlreichen Fachverbänden entwickelte Plattform-Modell für eine neue, leitliniengerechte und am Bedarf des Patienten orientierte Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik überzeugt auf Basis der Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie mit der derzeit bestmöglichen Evidenz. Die DGPPN und alle beteiligten Fachverbände plädieren deshalb für eine Berücksichtigung des Modells bei den Beratungen zur Weiterentwicklung der G-BA-Richtlinie.

Mehr Informationen:

Petition für mehr Personal in Psychiatrie und Psychosomatik und Erklärvideo Plattform-Modell

Plattform-Modell zur Bemessung einer zukunftsorientierten Personalausstattung in der Psychiatrie

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