Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel: Digitalisierung und Globalisierung stellen immer neue Anforderungen an die Arbeitnehmer und erfordern ein Höchstmaß an Flexibilität. Was diese Entwicklungen letztlich für den Einzelnen bedeuten, ist heute noch nicht im vollen Ausmaß absehbar. Sicher ist, dass die zunehmende Vernetzung von Mensch und Maschine die Art, wie wir arbeiten und auch die damit verbundenen psychischen Belastungen grundsätzlich verändern. Umso mehr muss die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein zentrales Ziel bleiben.
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Schon heute arbeitet ein großer Teil der Gesellschaft online. Immer mehr Arbeitsprozesse laufen digital und automatisiert ab. Gleichzeit bewegen wir uns in einer globalisierten Wissensgesellschaft. Das klassische „Normalarbeitsverhältnis“ wird zum Auslaufmodell, an seine Stelle treten flexiblere und individuell anpassbare Arbeitsbedingungen.
Arbeit ist – im Gegensatz zu früher – immer weniger zeit- und ortsgebunden, viele Tätigkeiten lassen sich von überall und jederzeit ausüben. Damit sind nicht nur positive Effekte verbunden. Zwar eröffnen sich neue Möglichkeiten, Arbeit, Familie und Freizeit besser miteinander zu vereinbaren und individueller zu gestalten. Es kommt aber auch zu einer zeitlichen und räumlichen Vermischung von Arbeit und Privatleben. Mit dem neuen Grad der Erreichbar- und Verfügbarkeit steigt das Risiko für psychische Erkrankungen, das durch weitere Faktoren verstärkt wird – z. B. durch das steigende Anforderungsprofil oder durch das höhere Arbeitstempo. Dem Schutz vor psychosozialen Erkrankungsrisiken auf der Arbeit kommt eine enorme Bedeutung zu und gehört deshalb zu den zentralen Handlungsfeldern der DGPPN.
Arbeit ist jedoch nicht nur ein Risikofaktor. Sie hat auch einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf und die Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Eine regelmäßige Berufstätigkeit strukturiert den Alltag, ermöglicht Zugehörigkeit und sichert den Lebensunterhalt. Doch insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind heute in Deutschland überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Das Versorgungs- und Rehabilitationssystem ist noch nicht so aufgestellt, wie es für sie notwendig wäre. Die Angebote zur beruflichen Rehabilitation kommen nicht ausreichend bei den Betroffenen an, das System ist kompliziert und unübersichtlich. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Akutbehandlung und Rehabilitation fehlen oftmals umsetzbare Möglichkeiten zur Steuerung. Die DGPPN macht sich deshalb dafür stark, Menschen mit psychischen Erkrankungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.