© DGPPN Kongress | Oliver Pogarell / Universitätsklinikum Ulm / Lea Franke
Das Programm zum DGPPN Kongress nimmt weiter Gestalt an: Exzellente wissenschaftliche Vorträge und anregende Impulse von renommierten Persönlichkeiten erwarten die Teilnehmenden. Unter den Referentinnen und Referenten: Oliver Pogarell, der zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen mit Cannabinoiden sprechen wird, Manfred Spitzer, der das Rosenhan-Experiment als psychiatrische Fake News aufarbeiten wird, sowie Maren Urner, die für weniger Herz und mehr Hirn bei der Bewältigung von Krisen plädiert. Europas größter Fachkongress zu psychischer Gesundheit öffnet vom 27. bis zum 30. November 2024 seine Türen im CityCube Berlin.
Cannabis hat eine lange Tradition als Heilpflanze. In vielen Kulturen wurde es über Jahrhunderte zur Behandlung unterschiedlicher Störungen eingesetzt. Seine positive Wirkung ist für eine Vielzahl körperlicher Erkrankungen belegt, und auch im psychiatrischen Bereich werden Einsatzmöglichkeiten diskutiert. Oliver Pogarell, Suchtmediziner und stellvertretender Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gibt auf dem DGPPN Kongress einen Überblick über die aktuelle Evidenz der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen mit Cannabinoiden. Seine Lecture, die sich explizit an den medizinischen Nachwuchs im Fach Psychiatrie richtet, untersucht außerdem das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Cannabis-Behandlung. Dabei werden auch die Auswirkungen der Teil-Legalisierung von Cannabis auf die klinische Tätigkeit thematisiert.
Der Direktor der psychiatrischen Klinik der Universität Ulm Manfred Spitzer ist einer der bekanntesten Psychiater Deutschlands. Auf dem DGPPN Kongress spricht er dieses Jahr über das Rosenhan-Experiment aus dem Jahr 1973. Damals hatte sich der US-amerikanische Psychologe David Rosenhan mit vorgetäuschten Symptomen in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. Keinem der Behandelnden fiel auf, dass die Symptome simuliert waren. Das Experiment wurde als Beleg für die Willkür psychiatrischer Diagnostik gewertet und hatte massive Auswirkungen auf die psychiatrische Versorgung in den USA. Jetzt weisen neuere Erkenntnisse darauf hin, dass das vermeintliche Experiment nicht in der publizierten Form stattgefunden hat – es scheint sich als Fake News zu entpuppen. In seiner Lecture arbeitet Manfred Spitzer die Causa Rosenhan auf: „Vorgetäuschte Symptome und nicht vorhandene Patienten: Psychiatrische Fake News vor 50 Jahren.“
Krisen können verunsichern und beängstigen. Diskussionen über Lösungsansätze sind daher meist emotional sehr aufgeladen, und ein konstruktiver Umgang wird erschwert. Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner plädiert in ihrer Lecture daher für eine rationalere Herangehensweise: „Radikal emotional: Warum wir zur Krisenbewältigung weniger Herz und mehr Hirn brauchen“. Basierend auf aktuellen Erkenntnissen der Kognitions- und Medienforschung analysiert die Professorin für Medienpsychologie der Media University of Applied Sciences, wie Gefühle in der Politik funktionieren und gibt Tipps für einen lösungsorientierten Umgang mit Krisen.
Wer das Kongress-Programm aktiv mitgestalten möchten, kann noch bis zum 21. Juni Poster, E-Poster und Freie Vorträge einreichen. Die besten Abstracts werden auf dem DGPPN Kongress prämiert.