05.10.2022 | Nachruf

Die DGPPN trauert um Klaus Dörner

Professor Dr. Dr. Klaus Dörner (geb. 1933), einer der herausragenden Sozialpsychiater unserer Zeit, ist am 25.09.2022 verstorben. 

Klaus Dörner studierte Medizin, Geschichte und Soziologie. Seine philosophische Dissertation trug den Titel Bürger und Irre, zur Sozialgeschichte und Wissenssoziologie der Psychiatrie. Habilitiert wurde er an der Psychiatrischen Universitätsklinik Hamburg. Von 1980 bis 1996 war Klaus Dörner Ärztlicher Direktor der Westfälischen Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Neurologie in Gütersloh.

Das zusammen mit Ursula Plog verfasste Lehrbuch für Psychiatrie Irren ist menschlich hat eine Generation sozial engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im psychiatrischen Versorgungssystem geprägt. Wegweisend waren zudem seine Aktivitäten zur Aufarbeitung der Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus, auch zu einer Zeit, als dieses Thema in psychiatrischen Fachkreisen noch weitgehend tabuisiert und verschwiegen wurde. In diesem Rahmen engagierte sich Klaus Dörner auch für die Veröffentlichung der Dokumentation des Nürnberger Ärzteprozesses. Für sein Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Die DGPPN war in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eher eine traditionelle Standesorganisation. Die Aufarbeitung der oben angesprochenen Themen mussten die Psychiaterinnen und Psychiater im Mannheimer Kreis um Heinz Häfner und der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie mit Klaus Dörner vormachen, zum Teil gegen heftigen Widerstand. Dieser nährte sich auch durch die Täterschaften von DGPPN-Vorständen im Dritten Reich. 

Zur DGPPN hatte Klaus Dörner lange ein gespaltenes Verhältnis; erstmals ist er der Einladung des Vorstands zu einem Hauptvortrag auf dem DGPPN Kongress 2012 gefolgt. Gesprochen hat er zu seinem Thema der letzten Jahre, der Versorgung alter Menschen in der Gesellschaft. Auch in diesem Bereich hat Klaus Dörner früh die Brisanz eines Themas erkannt, das uns heute alle intensiv beschäftigt. Schon vor diesem Vortrag begann innerhalb der DGPPN eine intensive Aufarbeitung zur Rolle der DGPPN und ihrer Vorläuferorganisationen im Dritten Reich; für Klaus Dörner eine Bedingung, wieder miteinander zu sprechen.

Wir verlieren mit Klaus Dörner einen äußerst engagierten und einer tiefen Humanität verpflichteten Psychiater, der entscheidend zur Aufarbeitung der Untaten der Psychiatrie in der Zeit des Nationalsozialismus und zu einem auf die betroffenen Personen und ihre Angehörigen ausgerichteten Versorgungssystem ganz wesentlich beigetragen hat. Die DGPPN trauert um Klaus Dörner. 

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider (Düsseldorf), Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz (Berlin), Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Mannheim) und Prof. Dr. Thomas Pollmächer (Ingolstadt) für die DGPPN
 

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