Wissenschaft braucht Respekt statt Einschüchterung: Die DGPPN verurteilt Angriffe auf Forschende und ruft zu einem offenen, sachlichen Dialog über die Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und -dysphorie im Kindes- und Jugendalter auf – ohne Drohungen, Diskreditierungen oder Gewalt.
Die Diskussion zur Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter ist kontrovers. Im Rahmen der im vergangenen Jahr vorgelegten S2k-Leitlinie zu diesem Thema (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-014) hat die DGPPN hierzu Stellung bezogen und unter anderem auf erheblichen Forschungsbedarf hingewiesen. Umso wichtiger ist die fortgesetzte inhaltsgeleitete wissenschaftliche Diskussion.
Vor diesem Hintergrund verurteilt die DGPPN aufs Schärfste jüngste Aktivitäten, Referentinnen und Referenten einer Fachtagung der Society for Evidence-Based Gender Medicine (SEGM) in Berlin öffentlich herabzuwürdigen und einzuschüchtern. Berichten zufolge wurden Fotos von Forschenden unter dem Schlagwort „know your enemy“ im Netz verbreitet und es wurde zu körperlichen Übergriffen aufgerufen.
Ein Klima der Angst und persönlichen Diffamierung ist mit wissenschaftlichem Diskurs unvereinbar. Die DGPPN stellt klar: Meinungsverschiedenheiten über Inhalte rechtfertigen niemals Drohungen, Beleidigungen oder Gewalt. Wissenschaft braucht offene, respektvolle Auseinandersetzungen – im Interesse der Betroffenen, der Angehörigen und der Fachöffentlichkeit. Wir rufen alle Akteure dazu auf, sich von diesen Aufrufen zu Gewalt und Einschüchterung eindeutig zu distanzieren.
Die Ablehnung der Tagung wurde von verschiedenen Seiten begründet durch die Einordnung der SEGM als „hate group“ durch das Southern Poverty Law Center im Jahr 2023. Aus Sicht der DGPPN ist diese Bewertung nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Die Gesellschaft hat zu diesem Thema bereits Stellung genommen (https://segm.org/SPLC-SEGM-Response-2025). Selbst wenn die SEGM eine „hate group“ wäre, würde dies keine Aufrufe zur Gewalt gegen ihre Mitglieder rechtfertigen.
Pauschale Diskreditierungen ersetzen keine inhaltliche Auseinandersetzung. Vertreter beider Seiten der Debatte berichten über verbale Angriffe und einschüchternde Äußerungen in persönlichen Kontakten. Im Ausland ist es bereits zu physischen Attacken von und gegen Vertreter auf beiden Seiten der Debatte gekommen. In Deutschland hat die Situation mit der öffentlichen Herabwürdigung und Einschüchterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SEGM-Tagung im Netz eine neue, zutiefst schockierende Stufe der Eskalation erreicht.
Die DGPPN steht für den Schutz aller an Forschung und Versorgung Beteiligten vor persönlicher Diffamierung und Gewalt.