Amanda N. © DGPPN | Herlinde Koelbl
Wir nehmen die Welt über die Augen wahr, sie gelten als Fenster zur Seele. Was lesen wir im Blick eines Menschen? Für das Kunstprojekt der DGPPN „Psychische Erkrankungen im Blick“ haben sich die Fotografin Herlinde Koelbl und der Psychiater Leonhard Schilbach dieser Frage gewidmet. Sie haben Patientinnen und Patienten einer psychiatrischen Klinik mit unterschiedlichen Diagnosen in Bild und Text porträtiert, ebenso Mitarbeitende des dortigen Behandlungsteams. Doch: Wer ist wer? Das bleibt bewusst offen. Das Foto-Projekt will dafür sensibilisieren, dass psychische Erkrankungen auf den ersten Blick unsichtbar bleiben. Die Ausstellung gastiert ab heute für zwei Wochen in Naumburg.
Ein kurzer Augenblick, ein flüchtiger Blickwechsel – das Blickverhalten eines Menschen ist einzigartig und sehr persönlich. Körperhaltung und Gesichtsausdruck werden schnell erfasst und beeinflussen den Eindruck vom Gegenüber. Nicht nur aus alltagpsychologischer, sondern auch aus klinisch-psychiatrischer Sicht ist das Blickverhalten von Menschen interessant. Denn psychische Erkrankungen können in wesentlichen Aspekten als Störungen der sozialen Interaktion rekonstruiert werden und beeinflussen damit die Fähigkeit zur Wahrnehmung, Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung. Die Bilder, die für „Psychische Erkrankungen im Blick“ entstanden sind, fordern den Betrachtenden heraus: Lässt sich die Wahrnehmung verändern und damit auch der Umgang mit Menschen, die psychisch erkrankt sind?
Die Ausstellung „Psychische Erkrankungen im Blick“ wurde ideell und finanziell von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) unterstützt und macht seit 2019 deutschlandweit in verschiedenen Städten im öffentlichen Raum Station.
Vom 23. November bis zum 8. Dezember 2023 ist sie im Kunstwerk Turbinenhaus, Weißenfelser Str. 15a in 06618 Naumburg zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei.