25.02.2020 | Nachruf

Die DGPPN trauert um Gudrun Schliebener

Die DGPPN hat eine rastlose, hochengagierte und unermüdliche Anwältin, treue Weggefährtin und große Kämpferin für die Rechte und Interessen psychisch erkrankter Menschen und ihrer Angehörigen verloren. Ihr Einsatz für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ist einer ihrer größten Verdienste und wird unvergessen bleiben.

Gudrun Schliebener hat sich bis zuletzt für die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von somatisch und psychisch erkrankten Menschen eingesetzt. Seit 2008 war sie Vorsitzende des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) e. V. Sie ermutigte mit ihrer Arbeit Betroffene und Angehörige, Ängste durch Stigmatisierung zu überwinden und ihren Platz in der Gesellschaft selbstbestimmt zu vertreten. „Schizophrenie kann jeden treffen, es schämt sich ja auch niemand wegen einer Grippe“, sagte sie zuletzt noch in einem Interview mit einer großen Zeitung.

Weil sie auf die Barrikaden gehen konnte, Auseinandersetzungen nicht scheute und die Dinge auf den Punkt brachte, war sie nicht nur in ihrem eigenen Verband, sondern auch in der trialogischen Arbeit der DGPPN seit jeher eine feste Größe.

Als stellvertretende Vorsitzende der Steuerungsgruppe des Aktionsbündnis Seelische Gesundheit sowie als Jurymitglied für den DGPPN-Antistigma-Preis, der jährlich an wegweisende Projekte verliehen wird, war sie jemand, auf deren Urteil und Kompetenz alle setzten.

Vor allem das Trialogische Forum der DGPPN verliert mit ihr eine der leidenschaftlichsten und wichtigsten Vertreterinnen. Gudrun Schliebener machte sich in diesem Gremium seit 2015 für die kontinuierliche Einbeziehung der Betroffenen wie auch der Angehörigen von psychisch Erkrankten stark. So war es ihr auch als Podiumsteilnehmerin bei zahlreichen DGPPN-Veranstaltungen und Presseterminen eine Herzensangelegenheit, auf die Situation der Familien als größten Hilfeverbund für psychisch erkrankte Menschen aufmerksam zu machen. Sie kannte die Versorgungslast nur zu gut und wusste, dass Angehörige sowohl emotional, sozial als auch finanziell am meisten gefordert sind. Frei von jeglicher Eitelkeit und sicher ganz ungewollt wurde sie zur Leitfigur für Betroffene und Angehörige gleichermaßen. Sie wirkte in Konsensusgruppen von Leitlinien mit – allen voran der S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ – und engagierte sich politisch.

Gudrun Schliebener, deren Kampfesgeist im Ruhestand keineswegs abnahm, hatte sich erst kürzlich neue Wirkungskreise erschlossen, in denen sie sich ganz in den Dienst der Menschen mit psychischen Erkrankungen stellte:
Einen der vermutlich größten Coups erlebte sie im Herbst 2019, als die BApK eine Petition im Bundestag einreichte und damit Erfolg hatte. Ziel war es, den Gesetzgeber zu bewegen, Maßnahmen für ausreichend Personal und genügend Zeit für eine gute Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu beschließen. 54.134 zeichneten die Petition bundesweit und unterstrichen die Relevanz des Themas.


Die DGPPN wird ihre Präsenz und Unterstützung in jeder Hinsicht schmerzlich vermissen und sich in ihrem Namen weiter für das gemeinsame Anliegen stark machen.

In Trauer,

der Vorstand der DGPPN