Prof. Dr. med. Harald Jürgen Freyberger wurde am 6. Dezember 2018 plötzlich aus seinem Leben gerissen. Am 8. Februar 2019 versammelten sich Familie, Freunde, Schüler, Kollegen und Weggefährten in der Kulturkirche St. Jakobi im Herzen von Stralsund, um ihm in einer sehr außergewöhnlichen Trauerfeier die Ehre zu erweisen. Danach wurde seine Urne auf dem Zentralfriedhof in Stralsund beigesetzt.
Harald Freyberger war ein besonderer Mensch, in seinem Umfeld fühlte man sich wohl. Er hatte eine ungewöhnliche Präsenz und schenkte seinen Gesprächspartnern stets ungeteilte Aufmerksamkeit. Er vermochte es, Menschen zu inspirieren und sie mitzunehmen. Er nahm sie mit auf den Weg zu einer menschenwürdigen, das einzelne Individuum schätzenden Psychiatrie und engagierte sich für eine psychosoziale Forschung. Wie sehr psychosoziale Traumen das Lebensschicksal eines Menschen beeinflussen können, interessierte ihn sehr, weshalb er sich auch der psychosomatischen Medizin näherte. Für ihn war Psychiatrie ohne Psychotherapie unvorstellbar. Er stand für eine psychodynamische Psychiatrie, was ihm ein gewisses Alleinstellungsmerkmal als Vertreter seines Faches in Deutschland verschaffte.
Harald Freyberger studierte Medizin in Hamburg und Zürich, absolvierte seine Facharztausbildung bei Professor Horst Dilling in Lübeck, wurde dort Oberarzt, habilitierte sich und war danach leitender Oberarzt in der Universitätsklinik Bonn bei Prof. Wolfgang Maier. 1997 nahm er den Ruf auf die Professur nach Greifswald an und war Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Stralsunder Klinikum. Der Aufbau der Psychiatrie am Standort Stralsund mit einer Vielzahl von regionalen Tageskliniken und Institutsambulanzen prägte die Psychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig. Mit der Neugründung der universitären Psychiatrie am Mutterstandort Greifswald 2016 verwirklichte er sich einen langgehegten Wunsch und hat der universitären Psychiatrie einen großen Dienst erwiesen.
Seine Schüler Professor Hans-Joachim Grabe und Professor Carsten Spitzer würdigten am 8. Februar 2019 in Stralsund Harald Freyberger. Sie stellten heraus, was sie verloren hatten, aber auch, was der Psychiatrie durch sein Wirken bleiben würde. Prof. Bernhard Strauß aus Jena, Kollege, Freund und langjähriger Weggefährte, zeichnete ihre beiden Lebenswege nach. Beide gingen damals in die neuen Bundesländer, entschieden sich dafür, sich auf die Fremde einzulassen und nicht als Pendler, sondern vor Ort zu leben und zu wirken – was damals etwas Besonderes war und beide vereinte. In den Gesprächen auf der Trauerfeier wurden die verschiedenen Facetten Harald Freybergers deutlich: als Familienmensch, als Mentor oder sogar von vielen jungen und fortgeschrittenen Kollegen als Vaterfigur erkoren, als Kunstliebhaber, als mutiger, engagierter und politischer Bürger, als HSV-Fan und als Freund eines großen Freundeskreises – als Mensch mit großem hanseatischem Herz.
Wir werden ihn sehr vermissen.
Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller für den Vorstand der DGPPN