29.05.2015 | pressestatement

Finanzierung von Tabakentwöhnung verbindlich regeln

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag 2015. Dazu erklärt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth:

„Der Tabakkonsum ist in Deutschland das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Alle Formen – Rauchen, Schnupfen, Kauen – führen langfristig zu gesundheitlichen Problemen: Es gibt keinen unschädlichen Tabakkonsum. Er vermindert die Lebenserwartung der Betroffenen durchschnittlich um etwa zehn Jahre. Jährlich sind rund 110.000 Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen. Nach aktuellen Daten des Drogen- und Suchtberichts rauchen in Deutschland etwa 13,7 Millionen Frauen und Männer. Hoffnung macht, dass der Tabakkonsum bei Kindern und Jugendlichen unpopulärer ist als früher. Heute rauchen nur noch zehn Prozent der 12- bis 17-Jährigen; 2001 waren es noch 28 Prozent.

Trotz der schwerwiegenden gesundheitlichen Auswirkungen gilt Tabakabhängigkeit in weiten Kreisen der Bevölkerung – aber auch unter Fachleuten – zu Unrecht als ein Lebensstilproblem und nicht als behandelbare Suchterkrankung: Auch im Jahre 2015 müssen aufhörwillige Raucher die wirksamen Behandlungsangebote zu großen Teilen privat finanzieren. Die Konsequenz: Weniger als 15 Prozent der Betroffenen nehmen professionelle Hilfsangebote in Anspruch. Doch gerade für Raucher, die trotz ernsthafter Rauchstoppversuche aus eigener Kraft keine Abstinenz erreichen, ist eine therapeutische Unterstützung indiziert. Hier ist dringend politisches und gesellschaftliches Umdenken gefragt.

Die DGPPN hat nun einen wichtigen Impuls gegeben: Seit diesem Jahr steht die neue Behandlungsleitlinie „Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums“ zur Verfügung. Diese bündelt das aktuell vorhandene Forschungswissen und leitet daraus insgesamt 78 evidenzbasierte Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung ab. Politik und Versorgung sind nun gefordert, diese rasch und nachhaltig umzusetzen. Denn die Leitlinie ist nichts wert, wenn sie nicht von Ärzten mit Leben gefüllt wird. Angesprochen sind alle medizinischen Berufsgruppen, die Tabakabhängige behandeln. Eine besondere Rolle kommt dabei den Haus- und Primärärzten zu: Sie stehen mit den Patienten zuerst in Kontakt und können schon frühzeitig durch gezieltes Fragen, eine Abhängigkeitsproblematik identifizieren und erste Gegenmaßnahmen einleiten.

Die neue Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, die betroffene Patienten behandeln. Sie entstand in einem mehrjährigen Entwicklungsprozess im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Die Federführung lag bei der DGPPN und der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht).“

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