09.07.2015 | pressestatement

Neue Versorgungskonzepte für psychisch erkrankte Menschen dringend notwendig

Heute wurde in Berlin der BKK Gesundheitsatlas 2015 vorgestellt. Im Blickpunkt stehen regionale Unterschiede in Diagnostik, Krankschreibung und Medikation psychischer Erkrankungen. Dazu erklärt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth:

“Psychische Erkrankungen gehören in Deutschland zu den bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Dies unterstreicht auch der heute in Berlin vorgestellte BKK Gesundheitsatlas. Den aktuellen Daten zufolge sind knapp 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage durch Depressionen, Angsterkrankungen oder andere psychische Störungen bedingt. Psychische Erkrankungen sind außerdem sehr langwierig: Durchschnittlich dauern die Krankschreibungen fast doppelt so lange wie für somatische Krankheiten. 

Allerdings haben psychische Erkrankungen in der Bevölkerung nicht generell zugenommen. Aktuelle epidemiologische Untersuchungen belegen, dass seit Ende der 1990er-Jahre keine signifikante Zunahme zu verzeichnen ist. Wir Deutschen sind heute also nicht psychisch kränker als vor zwanzig Jahren. Die Daten des BKK Gesundheitsatlas und anderer Krankenkassen zeigen vielmehr, dass die Betroffenen vermehrt medizinische und therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass psychische Erkrankungen mittlerweile sozial besser akzeptiert sind. Gleichzeitig sind die Versorgungsangebote besser ausgebaut. 

Doch trotz dieser erfreulichen Entwicklungen offenbart der BKK Gesundheitsatlas dringenden Handlungsbedarf in der Versorgung psychischer Erkrankungen. Bei der Diagnostik, Krankschreibung und Therapie zeigen sich in Deutschland große regionale Unterschiede, insbesondere bei Depressionen. Diese Schwankungen lassen sich nicht allein durch tatsächlich bestehende Unterschiede bezüglich der Erkrankungshäufigkeiten oder Risikofaktoren in den Regionen erklären. Vielmehr sind sie auch auf Unterschiede in der Versorgungsstruktur und der Bedarfsplanung zurückzuführen. Hier sind die Politik und die ärztliche Selbstverwaltung gefordert. Sie müssen in der Bedarfsplanung dringend sicherstellen, dass psychisch erkrankte Menschen überall in Deutschland die notwendigen Hilfen erhalten. Zur Abklärung des individuellen Bedarfs sollten Akutsprechstunden ohne Wartezeiten bei Fachärzten eingerichtet werden, die Diagnostik und passgenaue Therapien sicherstellen. Mit der „Akutsprechstunde für psychische Erkrankungen“ hat die DGPPN bereits ein sektorenübergreifendes und strukturierendes Versorgungskonzept vorgelegt.“

Zum Konzept „Akutsprechstunde für psychische Erkrankungen“

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