07.08.2015 | pressestatement

Traumatisierte Flüchtlinge: Hilfsangebote rasch ausbauen

Im ersten Halbjahr 2015 haben in Deutschland fast 180.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Viele von ihnen suchen Schutz vor Krieg wie etwa in Syrien. Oftmals haben sie mehrfach traumatisierende Erfahrungen gemacht und benötigen nun medizinische und therapeutische Hilfe. DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth fordert deshalb, die psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfsangebote rasch auszubauen.

„Viele Flüchtlinge und Asylsuchende befinden sich bei ihrer Ankunft in Deutschland in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Rund 40 Prozent haben mehrfach traumatisierende Erfahrungen gemacht. Die Rate für Posttraumatische Belastungsstörungen ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das Zehnfache erhöht. Zusätzlich zu den traumatischen Ereignissen müssen Flüchtlinge und Asylsuchende hier in Deutschland neue, unvertraute Lebensumstände bewältigen, was ihre psychische Gesundheit zusätzlich beeinträchtigen kann. Doch die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von Flüchtlingen und Asylsuchenden ist in Deutschland nach wie vor unzureichend – mit schwerwiegenden Folgen. Werden zum Beispiel Traumafolgestörungen nicht frühzeitig behandelt, besteht die Gefahr einer Chronifizierung. Gleichzeitig wächst die Gefahr für weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen. Angesichts der aktuell steigenden Zahl an Menschen, die in unserem Land Hilfe suchen, ist die Politik zum Handeln aufgefordert: Deutschland muss für Flüchtlinge und Asylsuchende einen adäquaten Zugang zum Gesundheitssystem schaffen und den Zugang zu psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfsangeboten sicherstellen. Interkulturelle Kompetenztrainings für Behandlerteams und Gutachter müssen zum Standard werden. Gleichzeitig ist der regelhafte Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern zu gewährleisten.“ 

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