
"Dr. Maria Rave-Schwanks berufliche Laufbahn ist geprägt von klinischer Exzellenz, wissenschaftlicher Integrität und einem ausgeprägten berufspolitischem Gestaltungswillen. Ich freue mich außerordentlich, sie heute als erste Frau in der Geschichte dieses Preises mit der Wilhelm-Griesinger-Medaille der DGPPN ehren zu dürfen.
Dr. Maria Rave-Schwank hat sich um die Entwicklung der Psychiatrie in Deutschland außerordentlich verdient gemacht. Mit der Verleihung der Wilhelm-Griesinger-Medaille an Maria Rave-Schwank möchten wir zugleich bekräftigen, dass die ethischen, strukturellen und fachlichen Prinzipien, für die sie sich jahrzehntelang engagiert hat, auch gegenwärtig sowie in den kommenden Jahrzehnten die Leitplanken unseres Handelns bilden werden." Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank
Dr. Maria Rave-Schwank erhält die Wilhelm-Griesinger-Medaille für besondere Verdienste rund um die Psychiatrie und Psychotherapie. Die 1935 geborene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie war Mitglied der Psychiatrie-Enquete und hat die Versorgung und das Selbstverständnis der Psychiatrie in Deutschland entscheidend mitgeprägt.
Sie studierte Medizin an den Universitätskliniken Heidelberg, Berlin und München, wo sie 1960 ihr Studium abschloss und anschließend promovierte. Ihre Weiterbildung als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie absolvierte sie unter Walter von Baeyer und Heinz Häfner an der Psychiatrischen und Sozialpsychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. 1967 wurde Maria Rave-Schwank dort die Leitung der Tagesklinik übertragen; zudem entwickelte sie das erste Weiterbildungscurriculum zur Fachpflege Psychiatrie. 1979 übernahm sie die Leitung des Philippshospitals Riedstadt. Sie war zu dieser Zeit die einzige Frau, die eine psychiatrische Klinik in Deutschland leitete.
Einen besonderen Meilenstein in ihrer Vita stellt ihre Beteiligung an der Psychiatrie-Enquete in den 1970er Jahren dar. Maria Rave-Schwank gehörte der Arbeitsgruppe zur „Psychiatrischen Versorgung und Personalstruktur“ an und war verantwortlich für die Erarbeitung von Konzepten zur gemeindenahen, multiprofessionellen Versorgung. In diesem Rahmen entwickelte sie Modelle für Tageskliniken und sozialpsychiatrische Dienste, die bis heute als Vorbild für eine sektorenübergreifende Betreuung gelten.
Darüber hinaus hat sie wichtige Impulse geliefert für die Entwicklung ambulanter Versorgungsstrukturen und integrierter Hilfesysteme. Schließlich engagierte sie sich kontinuierlich im Bereich der psychiatrischen Ethik und Menschenrechte und hat entscheidend zur Aufarbeitung der Historie der Deutschen Psychiatrie und ihrer Verstrickung in die Medizinverbrechen während der NS-Zeit beigetragen.