Wilhelm-griesinger-medaille

Preisträger 2014:
Prof. em. Dr. Hanns Hippius †

v.l.: Prof. Dr. Maier, Prof. Dr. Hippius† (c) Holger Gross

v.l.: Prof. Dr. Maier, Prof. Dr. Hippius† (c) Holger Gross

Laudatio

"Es ist mir eine persönliche und außerordentliche Freude, die Wilhelm-Griesinger-Medaille heute an Prof. Hanns Hippius† zu verleihen. Die Jury würdigt damit seine jahrelange Pionierarbeit auf dem Gebiet der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere mit schizophrenen Störungen.

Prof. Hippius´ Augenmerk lag ganz besonders auf einer möglichst verträglichen und nebenwirkungsarmen Behandlung mit antipsychotischen Substanzen. Dabei hat er maßgeblich zur Entwicklung des atypischen Neuroleptikums Clozapin beigetragen – was angesichts des Behandlungsrepertoires der damaligen Zeit nicht weniger als eine Revolution darstellte. Dies ist mittlerweile über 60 Jahre her und die Behandlungsoptionen haben sich stetig weiterentwickelt – nichts desto weniger ist die Psychopharmakotherapie eine oft unverzichtbare Säule der psychiatrisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung geblieben.

Hanns Hippius befähigte sein Studium der Medizin und Chemie in besonderer Weise, strukturchemische Aspekte bei der Selektion von Wirkstoffen zu berücksichtigen. Er wirkte als junger Wissenschaftler ab 1952 in Berlin an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Freien Universität. Dabei arbeitete er parallel immer auch als Kliniker und verband so Beobachtungen aus Labor und stationärem Alltag. Bei seinen Studien zog er nicht nur die reine Symptomreduktion als Maßstab heran, sondern zusätzliche sozialpsychiatrische Aspekte. 

Als Mitglied der sogenannten „Fünfergruppe“ – einer Gruppe fünf führender Psychiater der Zeit – gelang es ihm zudem, Synergien eines nationalen Forschungsverbundes zu nutzen. Gleichzeitig tauschte er sich auf internationalen Symposien und Kongressen intensiv mit Klinikern und Forschern aus. Ab 1971 übernahm er die Leitung der Universitätsklinik für Psychiatrie in München und wurde im selben Jahr Mitglied der Psychiatrie Enquete-Kommission für den Deutschen Bundestag. In dieser Funktion, wie auch als Präsident unserer Fachgesellschaft von 1973 bis 1974 (damals „DGPN“), setzte er sich nachhaltig für die Verbesserung der Lage psychisch erkrankter Menschen in Deutschland ein. Er erwarb auch internationale Anerkennung für die Förderung der biologisch-psychiatrischen Forschung und der Forschung zur Arzneimittelsicherheit.

Als Autor des Standardwerkes „Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie“ dürfte er zudem den meisten Anwesenden bestens bekannt sein. Seine wissenschaftliche Arbeit wurde unter anderem mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse sowie des Verdienstordens des Freistaats Bayern gewürdigt. 

Werter Herr. Prof. Hippius ich freue mich außerordentlich, Ihnen die Wilhelm-Griesinger Medaille stellvertretend für den Vorstand übergeben zu dürfen." Prof. Dr. Wolfgang Maier 

Kurzvita Prof. em. Dr. Hanns Hippius† 

  • Studium der Medizin und Chemie in Freiburg, Marburg und Berlin
  • 1950 Promotion
  • 1968–1970 Professor für Psychiatrie und Direktor der Psychiatrischen Klinik II der FU Berlin
  • 1971 Leitung der Universitätsklinik für Psychiatrie in München
  • 1971 Mitglied der Psychiatrie-Enquetekommission für den Deutschen Bundestag
  • 1973–1974 Präsident der DGPN
  • verstorben 2021

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