Primärprävention gehört inzwischen zu den wichtigsten Zielsetzungen heutiger Psychiatrie. Doch trotz der Chancen, die eine Früherkennung schwerer psychischer Erkrankungen bietet, gibt es in Deutschland noch kein flächendeckendes Angebot. Die Mitglieder des DGPPN-Referats „Prävention psychischer Erkrankungen“ forschen in multizentrischen Studien zur Früherkennung und Frühintervention und setzen sich für mehr Präventionsangebote ein.
Bei schizophrenen Erkrankungen dauert es im Durchschnitt 15 Monate, bis die Betroffenen nach dem Auftreten der ersten Symptome eine Therapie bekommen. Bei bipolaren Störungen sind es sogar zehn Jahre. Diese langen Zeiträume ziehen schwere Beeinträchtigungen für Betroffene und Angehörige nach sich sowie hohe direkte und indirekte Kosten. Es bedarf niedrigschwelliger Angebote zur Früherkennung psychischer Erkrankungen – nicht nur für bereits Erkrankte, sondern auch für Personen mit einem hohen Risiko. Diese sogenannte selektive bzw. indizierte Prävention erfordert einen hohen zeitlichen und personellen Aufwand, der in den derzeitigen Versorgungsstrukturen noch nicht vorgesehen ist.
Früherkennung ist insbesondere in der Phase der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters bedeutsam, denn psychische Erkrankungen treten häufig zum ersten Mal in dieser Lebensphase auf. Deshalb ist eine enge Kooperation zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie erforderlich. Doch auch bei älteren Patienten, beispielsweise mit einer beginnenden Demenz, ermöglicht eine frühzeitige Aufklärung und Intervention ein längeres Leben mit mehr Lebensqualität.
Folgende Auflistung beinhaltet die im Rahmen größerer Forschungsvorhaben vernetzten Früherkennungsinitiativen, einzelne weitere Anbieter sind u.U. nicht verzeichnet.
Altscherbitz
Sächsisches Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Altscherbitz: Früherkennungszentrum für Psychosen
Bonn
Universitätsklinikum Bonn: Bonner Früherkennungszentrum für Psychosen
Freiburg
Universitätsklinikum Freiburg: Spezialsprechstunde zur Früherkennung psychotischer Erkrankungen
Hamburg
Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll: Station O 54A - Erstmanifestation psychotischer Störungen
Herten
Landschaftsverband Westfalen-Lippe - Klinik Herten: Früherkennungssprechstunde Psychose
Mainz
Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Ambulanz für Psychose-Früherkennung Rheinhessen!
München
Klinikum der Universität München: PRONIA Früherkennung
Rheinhessen
Rheinhessen-Fachklinik Alzey: Psychose-Früherkennungsambulanz Rheinhessen
(angegliedert an die Uniklinik Mainz)
Aachen
Universitätsklinikum Aachen: Früherkennungs- und Therapiezentrum Aachen für junge Erwachsene
Dresden*
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden: Dresden früh dran!
Frankfurt*
Universitätsklinikum Frankfurt: (keine zugehörige Webseite mit spezifischen Informationen zur Früherkennung auffindbar) Kontakt
Hamburg*
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Früherkennungsambulanz für Psychische Störungen (FePS)
Köln
Universitätsklinikum Köln: FETZ Früherkennungs- und Therapiezentrum für psychische Krisen
Limburg
Vitos Hadamar gemeinnützige GmbH: Früherkennungszentrum Limburg
(Zusammenarbeit mit Köln, ZI Mannheim, Charite)
Marburg*
Universitätsklinikum Marburg
(Beachten: auf Webseite ausdrückliche Werbung für Früherkennung Schizophrenie)
Tübingen*
Universitätsklinikum Tübingen: Psychose-Ersterkrankungsprogramm (PEP)
*Beteiligung am BMBF-geförderten Forschungsverbund BipoLife
Klosterkötter | Maier
Handbuch Präventive Psychiatrie
Forschung - Lehre - Versorgung
Die aktuelle Bestandsaufnahme zum Entwicklungsstand und den Möglichkeiten präventiver Psychiatrie: Führende Experten stellen die derzeit verfügbaren Präventionsangebote für unterschiedliche psychiatrische Krankheitsbilder vor.
Schattauer 2017, 496 S. | SBN: 978-3-7945-3050-2 (Print)
Zum Verlag
EarlyCBT: Pfennig A, Leopold K, Bechdolf A, Correll CU, Holtmann M, Lambert M, Marx C, Meyer TD, Pfeiffer S, Reif A, Rottmann-Wolf M, Schmitt NM, Stamm T, Juckel G, Bauer M. Early specific cognitive-behavioural psychotherapy in subjects at high risk for bipolar disorders: study protocol for a randomised controlled trial. Trials. 2014 May 8;15:161. doi: 10.1186/1745-6215-15-161. PubMed PMID: 24886581; PubMed Central PMCID: PMC4020379.