In Deutschland leben heute mehr etwa 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Sie repräsentieren rund 26 % der Bevölkerung. Dennoch ist das psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungssystem bisher nicht ausreichend in der Lage, sie angemessen zu behandeln.
Im Jahr 2018 hatten 20,8 Millionen der insgesamt 81,6 Millionen Einwohner in Deutschland einen Migrations- und Fluchthintergrund (Zugewanderte und ihre Nachkommen) – das entspricht einem Anteil von 25,5 % an der Gesamtbevölkerung und damit rund jede vierte Person. Davon sind knapp zwei Drittel selbst eingewandert und gut ein Drittel ist in Deutschland geboren (64,7 bzw. 35,3 %). Mittelfristig wird sich der Anteil der Personen mit Migrations- und Fluchthintergrund weiter erhöhen: 2018 hatten 40,6 % aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrations- Fluchthintergrund. Darin sind die seit 2014 nach Deutschland zugewanderten Geflüchteten mit etwa 1.825.000 Millionen Menschen (BAMF, 2019) enthalten.
Trotz dieser hohen Zahlen ist das psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungssystem bisher nicht ausreichend in der Lage, sie angemessen zu behandeln. Denn der erste Eindruck täuscht: Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund bilden keine homogene Bevölkerungsgruppe. Sie sind aus unterschiedlichsten Gründen aus über 190 verschiedenen Ländern nach Deutschland gekommen oder sind ihre Nachkommen. Vertreten sind alle Altersgruppen und Bildungsstatus. Wenn Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund psychisch erkranken, benötigen sie daher eine psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung, die sich auf ihre besondere Lebenssituation einstellt. So wird professionelle interkulturelle Kompetenz von Ärzten, Therapeuten und Pflegenden immer wichtiger.
Sprachliche und kulturelle Verständigungsschwierigkeiten erschweren den Zugang zu Informationen und Präventionsmaßnahmen, haben unpräzise bis fehlerhafte Anamnesen und Diagnosen zur Folge oder führen zu Problemen in der Therapie und Rehabilitation. Dadurch kommt es nicht nur zu unnötigen Mehrfachuntersuchungen oder erneuten Aufnahmen, es besteht auch die erhöhte Gefahr, dass die Erkrankungen chronifizieren. Es ist noch nicht gelungen, zur Überwindung von sprach- und kulturgebundenen Barrieren eine flächendeckende Regelung für die Kostensicherheit für den Einsatz von qualifizierten Sprach- und Kulturvermittlern zu finden. Das Referat „Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, Migration“ der DGPPN setzt sich deshalb seit vielen Jahren für bessere Rahmenbedingungen ein.
DGPPN-Positionspapier 2024: Gesundheitliche Folgen bei der Verdoppelung der Asylleistungsbeschränkungen von 18 auf 36 Monate [PDF, 199 KB]
DGPPN-Positionspapier 2023: Sicherstellung der Rechte von Schutzsuchenden im Asylverfahren [PDF, 8,8 MB]
DGPPN-Positionspapier 2016: Psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen verbessern [PDF, 330 KB]
DGPPN-Positionspapier 2012: Perspektiven der Migrationspsychiatrie in Deutschland [PDF, 119 KB]
Newsletter des Referats [PDF, 944 KB]
Letter der European Psychiatric Association (EPA) [PDF, 130 KB]
Wegweiser „Gesundheit für alle.“
Anamnese und Therapieplanung in 22 Sprachen der Landesärztekammer Baden-Württemberg
Zentrum für Flüchtlingshilfen und Migrationsdienste Berlin : Der Protect Fragebogen
Ratgeber Gesundheit für Asylsuchende
Berliner Arztpraxen mit Fremdsprachenkompetenz
Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e. V.
Leitlinien des refukey-Projekts
Call to Action on Racism and Social Justice in Mental Health
Lehrfilme zur Stärkung der kommunikativen Kompetenzen von Nutzern von Dolmetscher_innen
Gesundheitsförderung bei Geflüchteten
Bundesweite Fachstelle SprachQultur –Qualität in der Sprach- und Kulturmittlung