Je früher, desto besser. Möglichkeiten der Prävention schwerer psychischer Erkrankungen 

Nicht nur ADHS, sondern auch Ängste, Depressionen und Schizophrenien – etwa 70 % aller Erkrankungen entwickeln sich vor dem 25. Lebensjahr. Wie bei körperlichen Erkrankungen gilt auch für die Psyche: Je früher eine Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose und desto geringer die Beeinträchtigung, die den Betroffenen entsteht. Wie kann man aber ermöglichen, dass junge Erwachsene und Jugendliche früh Hilfe suchen und finden?

Prof. Dr. Andreas Bechdolf  
Mitglied im Vorstand der DGPPN und Leiter des Berliner Präventionsprojekts Soulspace:

„Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet. Das Risiko, eine Erkrankung zu entwickeln, liegt bei Erwachsenen bei etwa 40%. Viele Erkrankungen sind gut behandelbar – mit den richtigen Angeboten könnten sie verkürzt, abgemildert oder sogar gänzlich vermieden werden.

Da die meisten psychischen Erkrankungen ihren Ausgang im Jugend- und jungen Erwachsenenalter nehmen, brauchen wir insbesondere für diese Gruppe leicht zugängliche, wenig stigmatisierte Unterstützungsangebote. Je früher wir die jungen Menschen erreichen, desto geringer das Leid, das eine Erkrankung mit sich bringt und desto weniger Einschränkungen werden sie in ihrer Entwicklung erfahren. Deshalb haben wir zusammen mit Kolleg:innen der Kinder und Jugendpsychiatrie und einer Beratungsstelle den Berliner Soulspace gegründet, eine multiprofessionelle Beratungs-, Kontakt- und Behandlungsinitiative für junge Menschen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Betroffene können hier niederschwellig und bedarfsorientiert Hilfe finden. Solche Angebote sind in anderen Ländern gut etabliert; wir brauchen sie auch überall in Deutschland.

Damit die Angebote von der Zielgruppe gut angenommen werden, müssen wir weiter an der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen arbeiten. Denn das starke gesellschaftliche Stigma psychischer Störungen kann dazu führen, dass Betroffene und Angehörige sie nicht wahrhaben wollen oder sich aus Angst vor Benachteiligung nicht trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Deshalb brauchen wir breit angelegte Informations- und Aufklärungsarbeit, die insbesondere junge Menschen erreicht.“

Kongressveranstaltungen zum Thema
  • Mi, 17:15 Uhr, Symposium: Früherkennung und -intervention bei psychotischen und affektiven Störungen (Paris 1)
  • Sa, 10:15, Freie Vorträge: Prävention und Gesundheitsförderung (Raum M8)
Literatur
  • Mc Gorry et al. (2024) The Lancet Psychiatry Commission on youth mental health. The Lancet Psychiatry 11(9): 731-774
  • Bechdolf et al (2024) soulspace: Integrated youth mental health care in Berlin, Germany—An introduction to the program and a description of its users. Early Interventions in Psychiatry 18(7):571-577
  • Bechdolf et al. (2019) soulspace – Implementierung eines niedrigschwelligen, spezifischen Behandlungs- und Frühinterventionsangebots für junge Erwachsene und Jugendliche in die Regelversorgung in Deutschland. Psychiatr Prax 46(05): 243-246

 

DGPPN-Experte: Prof. Dr. Andreas Bechdolf

Er ist Mitglied im Vorstand der DGPPN und stellvertretender Leiter des DGPPN-Referats Prävention psychischer Erkrankungen. Er leitet die Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Vivantes Klinikum Am Urban und am Vivantes Klinikum im Friedrichshain in Berlin und ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charite – Universitätsmedizin Berlin. 


Stand: November 2024

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