Wie können digitale Anwendungen helfen, psychische Versorgungsangebote besser erreichbar zu machen? Welche digitalen Lösungen können die Aus- und Weiterbildung des psychiatrischen Nachwuchses unterstützen? Und wie kann auf Seiten der Betroffenen eine größere Akzeptanz für digitale Lösungen im Bereich psychische Gesundheit erzielt werden? Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) nimmt sich dieser Fragen an – mit einem innovativen digitalen Format: dem Mental Health Hackathon.
In der Tech-Szene sind Hackathons seit mehr als zwei Dekaden ein etabliertes Veranstaltungsformat, um innovative digitale Lösungen zu entwickeln oder erste Ideen zu generieren. Ein Hackathon – ein Kofferwort aus „Hack“ und „Marathon“ – ist eine kollaborative Veranstaltung zur Soft- und Hardwareentwicklung, bei der teilnehmende Teams kreative Lösungsansätze für definierte Probleme erarbeiten. Im Rahmen des DGPPN Kongresses 2024, der vom 27. bis 30. November im CityCube Berlin stattfand, hatte die DGPPN zu ihrem ersten Hackathon in Kooperation mit The Hackathon Company eingeladen. Der Mental Health Hackathon 2024 bot 15 interdisziplinären Teams eine Plattform, um innovative Lösungen für drängende Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung und der ärztlichen Aus- und Weiterbildung zu entwickeln.
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Anwendungsentwicklung, Design, (Wirtschafts-)Informatik, Marketing und dem Bereich Mental Health, konnten sich um die Teilnahme bewerben. Aus über 200 Bewerbungen wurden die kreativsten 90 Köpfe ausgewählt und zu 15 interdisziplinären Teams zusammengefügt. Zwei Tage – oder rund 20 Stunden – hatten die Teams im Rahmen des Kongresses Zeit, um eine von drei Challenges zu bearbeiten.
Der Jury, bestehend aus Fachleuten für psychische Gesundheit und digitale Innovation, wurden abschließend alle Konzepte in einem Pitch präsentiert. Je Challenge wurde die jeweils kreativste und innovativste Arbeit prämiert:
Für einige Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es wenig passende Angebote. Andere können oder wollen die bestehenden Angebote nicht nutzen. Ziel dieser Challenge war die Entwicklung einer kreativen Lösung, die die Zugänglichkeit zum Gesundheitssystem für diejenigen verbessert, die bislang nur eingeschränkten Zugang haben oder aktuell verfügbare Versorgungsangebote nicht in Anspruch nehmen möchten.
Winning Team: Matchapy
Antonia Gustke, Viada Pugavko, Leonie Conteh, Julie Piesbergen, Elisabeth Kohls, Aylin Köran:
„Mit Matchapy helfen wir dir, schnell und einfach kultursensible und individuell passende therapeutische Angebote und Unterstützung zu finden – einfühlsam, maßgeschneidert und personalisiert.“
Aktuell sind die Verschreibungs- und Nutzungsquoten von Gesundheitsanwendungen und digitalen Lösungen noch niedrig. Ziel dieser Challenge war es, Möglichkeiten zu finden, um Akzeptanz und Adhärenz von bestehenden digitalen Lösungen zu fördern.
Winning Team: DiGAPoint
Merthan Erdem, Nadezhda Potapova, Dogus Kiziltas, Gabriel Bekele Haile, Swantje Borsutzky, Tah Zekri:
„Unsere Lösung: Eine Plattform, die Allgemeinmediziner:innen und DiGAs vereint. Dazu gehören: individualisierte DiGA-Empfehlungen, Erfahrungsaustausch unter Ärzt:innen und Monitoring der Nutzung (Blended-Care).“
Bisher kommen digitale Entwicklungen in der Behandlung psychischer Erkrankungen in der Lehre kaum vor. Ziel dieser Challenge war es, Lösungen dafür aufzuzeigen, wie das Thema Digitalisierung in Psychiatrie und Psychotherapie stärker im Medizin- und Psychologiestudium verankert werden kann.
Winning Team: Velocirupture
Zain Ul Haq, Bharath Kumar Adinarayan, Carolin Balzer, Bharath Santhanam, Esther Stalujanis:
„Mit dieser App sollen zukünftige Psychotherapeut:innen darin unterstützt werden, die therapeutische Beziehung zu stärken. Unsere Lösung: Verwendung von State-of-the-Art Evidenz und Retrieval Augmented Generation (RAG) zur Erkennung von Brüchen in der Gestaltung der therapeutischen Beziehung“.
Die Preise sind mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Die DGPPN gratuliert den Gewinnerinnen und Gewinnern und wird die Entwicklung der Ideen interessiert verfolgen. Sie wird auch zukünftig innovative Wege zur Verbesserung der Prävention und Versorgung auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit beschreiten.