Mit einer Reihe von Preisen zeichnet die DGPPN jedes Jahr innovative und herausragende Arbeiten und Projekte aus, die einen neuen Zugang zu psychischen Erkrankungen, ein neues Verständnis von Diagnostik und Therapie sowie mehr Wissen über ihre Ursache, Entstehung und Verbreitung vermitteln. Die Preise haben ein Gesamtvolumen von rund 100.000 Euro und gehen an anerkannte Forschende, Nachwuchswissenschaftler, Medienschaffende und Vertreter besonders engagierter Versorgungsmodelle. Die Preise wurden in diesem Jahr wieder im Rahmen des DGPPN Kongresses in Berlin verliehen, der vom 24.–27. November im CityCube Berlin stattfand.
KATEGORIE WISSENSCHAFT
DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen (Dotierung: 2 x 7500 Euro)
Preisträgerin 1: Prof. Christine Falter-Wagner, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Forschungsschwerpunkt: Die Etablierung der digitalen Phänotypisierung und automatisierten Diagnostik der Autismus-Spektrum-Störung. Eine Bandbreite von objektiven Erhebungsmethoden wird zu diesem Zweck kombiniert: digitale Phänotypisierung im Bereich nonverbaler Kommunikation sowie Psychophysiologie und neuronale Bildgebung.
Preisträger 2: Prof. Tobias Kaufmann, Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen
Forschungsschwerpunkt: Grundlagenforschung im Bereich Computational Psychiatry zu diversen Aspekten psychischer Erkrankungen durch die integrative Zusammenführung von klinischen Daten mit Genetik und Gehirnbildgebung.
DGPPN-Forschungspreis: Prädiktive, präventive und personalisierte Medizin in Psychiatrie und Neurologie (Dotierung: 10.000 Euro)
Das Fördergeld für diesen Preis mit einem Gesamtvolumen von 140.000 Euro wurde vom ehemaligen Förderverein „Psychopharmakotherapie e. V.“ an die DGPPN gespendet.
Preisträgerin: Dr. Lana Kambeitz-Ilankovic, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln
Forschungsschwerpunkt: Maschinelle Lernmodelle, die auf Verhaltens- und Bildgebungsdaten basieren und individualisierte Vorhersagen der sozialen und beruflichen Funktionsfähigkeit bei Patienten mit klinischem Hochrisiko für Psychose und Depression ermöglichen.
DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis (Dotierung: 3 x 6000 Euro)
Der Preis wird zu Ehren des Schweizer Psychiaters und Psychotherapeuten sowie langjährigen Direktors der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen Prof. Hans Heimann (1922–2006) verliehen. Das Preisgeld erhalten jeweils die Doktorandinnen und Doktoranden.
Preisträger-Tandem 1: Dr. Sabrina Golde (Doktorandin) und Prof. Christian Otte (Betreuer), Charité – Universitätsmedizin Berlin
Titel der Arbeit: „Neurobiological mechanisms of emotion inhibition under stress in severe early life trauma“
Preisträger-Tandem 2: Dr. Inka Ristow (Doktorandin) und Prof. Martin Walter (Betreuer), Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
Titel der Arbeit: „Untersuchung neurobiologischer Korrelate sexueller Reizverarbeitung bei Gesunden und pädophilen Patienten anhand funktioneller Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie, Magnetresonanzspektroskopie und Magnetenzephalographie“
Preisträger-Tandem 3: Dr. David Vogel (Doktorand) und Prof. Kai Vogeley (Betreuer), Universität zu Köln
Titel der Arbeit: „A qualitative Exploration of the Psychopathology of Time Experience“
KATEGORIE VERSORGUNG
DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie (Dotierung: 10.000 Euro)
Preisträgerin: Dr. Susanne Röhr, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig
Forschungsschwerpunkt: Die Forschung leistet einen einschlägigen Beitrag für eine zugängliche und effektive Demenzversorgung, die gesundheitsfördernd und präventiv angelegt ist und sich auf Risikoreduktion, Frühdiagnostik und -intervention von kognitivem Abbau und Demenzen konzentriert. Dabei werden insbesondere vulnerable und marginalisierte Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Geflüchtete und sozioökonomisch Benachteiligte, in den Blick genommen.
DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Dotierung: 5000 Euro)
Preisträgerinnen: Ute Thevissen und Varinja Blume, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes‐ und Jugendalters, Uniklinik RWTH Aachen
Projekt: Pilotprojekt zum Home Treatment bei der juvenilen Anorexia nervosa
KATEGORIE GESELLSCHAFT
DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus (Dotierung: 2 x 7500 Euro)
Preisträgerin Print: Gesa Gottschalk
Titel des Beitrags: „Eine sichere Bank“, Geo Perspektive, 10/2020
Preisträgerin Ton: Nicole Ficociello
Titel des Beitrags: „#mentalhealth – Warum psychische Erkrankungen bei Instagram gerade trenden“, BR2 Zündfunk Generator, 10/2020
DGPPN-Preis für Philosophie und Ethik in Psychiatrie und Psychotherapie (Dotierung: 6000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit dem Bonner Institut für Wissenschaft und Ethik verliehen.
Preisträgerin: Dr. Sanja Dembić, Human Abilities, Centre for Advanced Studies in the Humanities
Titel der Arbeit: „Defining Addictive Disorder – Abilities Reconsidered“
DGPPN-Antistigma-Preis (Dotierung: 1 x 5000 Euro, 2 x 2500 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit verliehen. Die Jury wählte folgende Gewinner aus:
Preis 1: „SOUL LALA“
Initiator: Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V.
Projekt: SOUL LALA ist ein Inklusionsprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene. Es läuft von Juli 2017 bis Juli 2022 und wird von der Aktion Mensch Stiftung gefördert. SOUL LALA ist eine Community für alle, die über die Seele sprechen und sich gegenseitig stärken wollen.
Preis 2: „fragEltern“
Initiator: ARWED e. V.
Projekt: Die Kampagne reist mit ihrem Anhänger durch NRW mit Halt in 16 Städten. Vor Ort nehmen Eltern andere zum Thema Sucht tätige Selbsthilfegruppen und Vertreter des Suchthilfesystems mit ins Boot, organisieren Aktionstage und sorgen dafür, dass die Kampagne in der Öffentlichkeit präsent ist.
Preis 3: „Aufeinander Achten“
Initiator: On the Move e. V.
Projekt: Einem trialogischen Ansatz folgend, sollen durch niederschwellige und kostenlose Kursangebote Aufklärung und Wissen über psychische Belastungen und Erkrankungen vermittelt sowie der Austausch darüber in der Gesellschaft gefördert werden. In Erste-Hilfe-Kursen für die Seele werden in Anlehnung an Erste-Hilfe-Kurse für körperliche Notfälle seelische Ersthelfer ausgebildet.
Anerkennungspreis: „Polizeieinsätze im Spannungsfeld psychischer Erkrankungen“
Initiator: HPE Österreich und Angehörigenverein AHA Salzburg
Projekt: In den letzten 12 Jahren wurden im Rahmen der Polizei-Grundausbildung 250 trialogisch ausgerichtete Seminartage für ca. 7000 Polizisten durchgeführt. Ziel dieser Seminare ist die Sensibilisierung dafür, wie es psychisch kranken Menschen, Angehörigen – aber auch den Polizisten selbst bei Unterbringungseinsätzen geht.
Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis (Dotierung: 1 x 6000 Euro, 1 x 4000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Er wird ermöglicht durch eine Stiftung aus dem Privatvermögen von Prof. Jürgen Fritze und seiner verstorbenen Frau. Mit dem Preis sollen Projekte, Institutionen und Selbsthilfegruppen gewürdigt werden, die sich für eine nachhaltige Entstigmatisierung und Förderung der Autonomie von Menschen mit psychischen Erkrankungen engagieren.
Preis 1: „Dare2care“
Projekt: Dare2Care ist eine gemeinnützige Bildungsinitiative mit dem Ziel, junge Menschen in ihrer psychischen Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Gegründet wurde Dare2Care 2019 als Initiative von Psychologiestudierenden an der Universität zu Lübeck, um psychoedukative Inhalte in Schulen zu vermitteln und das Thema psychische Gesundheit zu entstigmatisieren.
Preis 2: „Bipolar hautnah“
Initiator: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V. (DGBS)
Projekt: Mit der crossmedialen Antistigma-Kampagne soll die Perspektive von Menschen mit psychischen Erkrankungen unter Berücksichtigung von Fremd- und Selbst-Stigmatisierung sichtbar gemacht werden. Dazu entstanden Kurz-Videos der Serie „Bipolar hautnah“ unter Darstellung von Krankheitsbildern aus Sicht von Betroffenen, Angehörigen und Behandlern.
Anerkennungspreis: EX-IN Deutschland e. V.
Projekt: „EX-IN“ gibt den Erfahrungen von Menschen mit psychischer Erkrankung eine Wertigkeit. Die über die Teilnahme an EX-IN Kursen zu Erfahrungsexperten gewordenen bringen den Prozess der Entstigmatisierung praktisch voran und leben Autonomie. Menschen mit einer seelischen Behinderung bekommen Stimme und Raum für Partizipation und sorgen für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung.
WEITERE PREISE
DGPPN-Best Paper Award (Dotierung: 2500 Euro)
Auszeichnung in Kooperation mit Springer Medizin für den herausragendsten Beitrag auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“.
Preisträger: Dr. Moritz Petzold, Charité – Universitätsmedizin Berlin, AG Recreational Drugs
Titel der Arbeit: „Umgang mit psychischer Belastung bei Gesundheitsfachkräften im Rahmen der Covid-19-Pandemie“
DGPPN-Posterpreise (Dotierung: 7 x 500 Euro)
Auszeichnung für die besten Poster, die auf dem DGPPN Kongress vorgestellt wurden.
Preisträger 1: Inge Maria Hahne, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Poster: „Achtsamkeitsbasierte Gruppentherapie für stationäre Patient*innen mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen – Durchführbarkeit, Akzeptanz und vorläufige Ergebnisse einer rater-verblindeten randomisierten und kontrollierten Studie“
Preisträger 2: Malte Zopfs, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Poster: „Feasibility and validity of EFP-neurofeedback in an adolescent sample of BPD patients“
Preisträger 3: Niklas Bergmann, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Poster „Die Beziehung zwischen Achtsamkeit, Depression, Angst- und Lebensqualität bei Personen mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen“
Preisträgerin 4: Xenia Hart, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Poster: „Wie valide ist der therapeutische Referenzbereich von Aripiprazol und welche Rolle spielt der aktive Metabolit Dehydroaripiprazol? Eine systematische Übersichtsarbeit“
Preisträgerin 5: Louise Schuberth, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Poster „Hydroxynorketamin moduliert die synaptische Plastizität über eine Blockade des präsynaptischen metabotrophen Glutamatrezeptors 2 (mGluR2)“
Preisträger 6: Dr. Gerrit Breitfelder, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Poster: „Entwicklung des Stufensettings „Selbstgefährdung bei Borderline-Persönlichkeitsstörung“ auf allgemein-psychiatrischen Stationen“
Preisträgerin 7: Laura Kärtner, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Poster: „Low Dose Psilocybin in Depression: More than „Just Placebo“? A research question as part of the German EPIsoDE trial“
DGPPN-Best-FV-Abstracts (Dotierung: 8 x 500 Euro)
Auszeichnung für die besten eingereichten Freien-Vortrags-Abstracts auf dem DGPPN Kongress.
Preisträger 1: Dr. Robert Bittner
Titel der Arbeit: „Korrelation zwischen dem kortikalen Volumen des Gyrus fusiformis und einem polygenetischen Resilienzscore für Schizophrenie“
Preisträger 2: Dr. Felix Brandl
Titel der Arbeit: „Störung von Modell-freiem Entscheidungsverhalten und striataler Dopamin-Synthese als neurokognitiver Mechanismus exekutiver Dysfunktion bei Schizophrenie“
Preisträgerin 3: Katharina Brosch
Titel der Arbeit: „Shared hippocampal atrophy in patients with major psychiatric disorders“
Preisträgerin 4: Prof. Dr. Natalya Chechko
Titel der Arbeit: „Results of RIPOD (risk of postpartum depression) study: postpartum follow-ups, risk factors and prediction for clinical cases, and multimodal neuroimaging data“
Preisträger 5: Moritz Haaf
Titel der Arbeit: „Glycin und das Ketamin-Modell der Schizophrenie — Die Modulation des NMDA-Rezeptors ermöglicht neue Erkenntnisse zur Glutamat-Hypothese der Schizophrenie“
Preisträger 6: Jakob Scheunemann
Titel der Arbeit: „Vorhersage von Suizidalität im 18-Monatszeitraum mittels impliziter Verfahren“
Preisträgerin 7: Lisa K. Schreiber
Titel der Arbeit: „Open Doors By Fair Means – Ergebnisse zur Türöffnungsstudie aus Friedrichshafen und Tübingen“
Preisträgerin 8: Dr. Frederike Stein
Titel der Arbeit: „Psychopathological dimensions of formal thought disorder and their relation to gray- and white matter brain structure in affective and psychotic disorders“