Lockdown, Social Distancing, allgemeine Verunsicherung: Die Pandemie schlägt spätestens im zweiten Jahr allen aufs Gemüt. Doch wann hört eine vorübergehende Verstimmung auf und wann beginnt eine Depression? Was verbirgt sich hinter dem Begriff Dysthymie? Die aktuelle Kampagne der DGPPN-Nachwuchsinitiative Generation PSY geht nah ran an das Thema Depressionen. Nicht nur, weil Betroffene erheblich leiden, sondern weil dringend mehr Psychiater gebraucht werden, um ihnen zu helfen.
Depressionen gehören zu den häufigsten und am meisten unterschätzten psychischen Erkrankungen. Insgesamt erkranken in Deutschland im Laufe eines Jahres 5,3 Mio. Menschen im Alter von 18–79 Jahren. Dabei haben sie nichts gemein mit einem vorübergehenden Stimmungstief, sondern depressive Episoden dauern über längere Zeit an und verändern Denken, Fühlen und Handeln. Auch Körperfunktionen sind beeinträchtigt, sodass es Betroffenen kaum gelingt, sich aus eigener Willenskraft aus einer Depression zu befreien. Ihr Leid ist erheblich. Je nach Schweregrad, Dauer und Verlauf wird zwischen verschiedenen Formen der Depression unterschieden. Vor der Diagnose steht eine umfassende Anamnese, die aus einem ausführlichen Gespräch sowie einer körperlichen Untersuchung besteht. Hier kommen Psychiater ins Spiel. Als Mediziner betrachten sie den ganzen Menschen und unterstützen ihn bei der Wahl der für ihn geeigneten individuellen, passgenauen Behandlung.
Ob eine Depression für immer bleibt, ob im Einzelfall Online-Therapien helfen oder wie sie vorgeht, wenn Suizidgedanken ins Spiel kommen, darüber gibt Psychiaterin Dr. Nina Schubotz im Experteninterview Aufschluss. Als Mitglied im Team der Generation PSY engagiert sie sich vor allem für das Mentoringprogramm und bringt die Generationen zusammen. Sie erzählt, welche Rolle Angehörige im Rahmen der Behandlung spielen und wie ihr Alltag in der Klinik aussieht. Der Lexikontext bringt weiteres Faktenwissen zutage und hält fest, dass es nicht DIE eine Ursache für eine Depression gibt. Eine genetische Veranlagung, neurobiologische Störungen sowie psychosoziale Faktoren dienen als Erklärung. Auch die verschiedenen Behandlungsansätze werden vorgestellt.
„Mit der neuen Kampagne wollen wir auf diese ernstzunehmende psychische Erkrankung aufmerksam machen, die gerade in Zeiten von Pandemie und Lockdown wortwörtlich im stillen Kämmerlein verborgen bleibt. Gleichzeitig wollen wir zeigen, wie facettenreich und auch herausfordernd der Psychiaterberuf ist, denn die Nachwuchsförderung ist für unser Fach von immenser Bedeutung“, so DGPPN-Präsident Prof. Thomas Pollmächer.
Die neue Kampagne ist ab sofort online auf www.generation-psy.de; das Kampagnenmotiv ist als Poster und Postkarte erhältlich.
Hintergrund
Mit der Initiative Generation PSY und dem Aufruf „Unsere Gesellschaft braucht junge Psychiater“ wirbt die Fachgesellschaft seit dem Frühjahr 2016 intensiv um Nachwuchs, denn es besteht akuter Handlungsbedarf: Psychische Erkrankungen gehören heute zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen in Deutschland, immer mehr Betroffene nehmen medizinisch-therapeutische Hilfe in Anspruch. Doch in bestimmten Regionen, z. B. auf dem Land, zeigen sich bereits Versorgungsengpässe. Gleichzeitig sind über die Hälfte aller Psychiater zwischen 50 und 65 Jahre alt oder älter. Das Fachgebiet braucht dringend Nachwuchskräfte, damit es in Zukunft zu keinen schwerwiegenden Lücken in der Versorgung kommt. Gleichzeitig ranken sich um den Beruf des Psychiaters noch viele Vorurteile und Klischees. Generation PSY räumt damit auf und zeigt, dass es sich um eine der spannendsten Disziplinen der Medizin handelt. Herzstück der Nachwuchsinitiative ist das Portal www.generation-psy.de. Es richtet sich an Medizinstudierende sowie an Assistenzärzte und klärt mit lebendiger, bildhafter Sprache über alles Wissenswerte sowie Aktuelles aus dem Bereich Psychiatrie und Psychotherapie auf.