Mit einer Reihe von Preisen zeichnet die DGPPN jedes Jahr innovative und herausragende Arbeiten und Projekte aus, die einen neuen Zugang zu psychischen Erkrankungen, ein neues Verständnis von Diagnostik und Therapie sowie mehr Wissen über ihre Ursache, Entstehung und Verbreitung vermitteln. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Zwei etablierte Preise, der Antistigma-Preis und der Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus, fördern Arbeiten und Initiativen, die sich hier verdient gemacht haben. Mit dem neu hinzugekommenen Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis unterstreicht die Fachgesellschaft diesen thematischen Schwerpunkt. Die Preise haben ein Gesamtvolumen von rund 100.000 Euro und gehen an anerkannte Forscher, Nachwuchswissenschaftler, Medienschaffende und Vertreter besonders engagierter Versorgungsmodelle. Die offizielle Preisverleihung wird aufgrund der Pandemie auf dem DGPPN Kongress 2021 nachgeholt.
DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen (Dotierung: 15.000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen.
Preisträgerin 1: Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Würzburg
Forschungsschwerpunkt: Die funktionelle Charakterisierung von Risikogenvarianten psychischer Erkrankungen sowie die Untersuchung von Medikamentenwirkmechanismen in Zellmodellen von Patienten mit psychischen Erkrankungen.
Preisträger 2: Univ.-Prof. Dr. Robert Perneczky, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Forschungsschwerpunkt: Untersucht wurden Blut- und liquorbasierte Biomarker, die entscheidend sind bei der Pathophysiologie der Alzheimer-Krankheit. Die Arbeit umfasst außerdem zentrale Kompensationsmechanismen des Gehirns wie dem Schutz vor Demenz durch hirnstrukturelle Vorteile und geschlechtsspezifische Unterschiede der neuralen Funktion.
Preisträger 3: Prof. Dr. Sebastian Walther, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
Forschungsschwerpunkt: Die nonverbale Kommunikation und psychomotorische Störungen bei Depressionen und Schizophrenien stehen im Zentrum dieser Arbeit. Kombiniert wurden Verhaltensmessungen, Hirnbildgebung und Hirnstimulation. Nachgewiesen wurde, dass mindestens die Hälfte der Schizophrenieerkrankten Handgesten falsch nutzt und, dass dieser psychomotorischen Verlangsamung eine Fehlfunktion des prämotorischen Kortex zugrunde liegt, die sich mittels repetitiver transkranieller Magnetstimulation beheben lässt.
DGPPN-Forschungspreis: Prädiktive, präventive und personalisierte Medizin in Psychiatrie und Neurologie (Dotierung: 10.000 Euro)
Das Fördergeld für diesen Preis mit einem Gesamtvolumen von 140.000 Euro wurde vom ehemaligen Förderverein „Psychopharmakotherapie e. V.“ an die DGPPN gespendet und wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen.
Preisträger 1: Dr. Dominic Dwyer, Ludwig-Maximilians-Universität München
Forschungsschwerpunkt: Der Preisträger ist Co-Autor einer Arbeit in „Psychological Medicine“, in deren Rahmen er die unterschiedlichen Auswirkungen von Antipsychotika der ersten und zweiten Generation auf die kortikale Dicke des Gehirns untersucht. Diese Studie war die erste, die differentielle Effekte in einem frühen Stadium der Psychose zeigte.
Preisträger 2: Dr. Urs Andreas Braun, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
Forschungsschwerpunkt: Der Preisträger etabliert im Rahmen seiner Forschungarbeit Netzwerkparameter als reliable Biomarker und zeigt deren Nutzen für pharmakologische und translationale Studien. Außerdem konnte er mittels dynamischer Clusteralgorithmen nachweisen, dass die flexible Adaption von Hirnnetzwerken wesentlich für das Arbeitsgedächtnis ist.
Preisträger 3: Dr. Dominique Endres, Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Forschungsschwerpunkte: In seiner Arbeit beschäftigt sich der Preisträger mit der multimodalen individualisierten Diagnostik und personalisierten Therapie von Patienten mit autoimmun-vermittelten Psychosen. Für eine relevante Gruppe von Patienten mit Psychosen konnte er dabei Entzündungszeichen im Liquor detektieren und weitere Biomarker zur Detektion einer immunologischen Pathophysiologie etablieren.
DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis (Dotierung: 18.000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit zu Ehren des Schweizer Psychiaters und Psychotherapeuten sowie langjährigen Direktors der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen Prof. Dr. Hans Heimann (1922–2006) verliehen.
Preisträger-Tandem 1: Dr. Gregor Gryglewski (Doktorand) und Assoc. Prof. Dr. Rupert
Lanzenberger (Betreuer), Medizinische Universität Wien
Titel der Arbeit: „Multimodal mapping of protein distribution in the brain using positron emission tomography and transcriptome data“
Preisträger-Tandem 2: Dr. Johanna Seitz-Holland (Doktorandin) und Prof. Dr. Inga Katharina Koerte (Betreuerin), Ludwig-Maximilians-Universität München
Titel der Arbeit: „Using diffusion imaging to explore the anatomical nature of early course schizophrenia“
DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie (Dotierung: 10.000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen.
Preisträgerin 1: Dr. Anna Levke Brütt, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Forschungsschwerpunkt: Die Auswertung individueller Erfahrungen, Präferenzen und Werte psychisch erkrankter Menschen für eine patientenorientierte Versorgung. Untersucht wurde auch, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Menschen mit psychischen Störungen bei Forschungsprojekten mitarbeiten.
Preisträger 2: Dr. André Hajek, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Forschungsschwerpunkt: Fragen der Versorgungsforschung in der Psychiatrie bei älteren Menschen, dazu über 120 Publikationen als Erst- bzw. Letztautor in den letzten Jahren. Welche Faktoren wirken sich in welcher Form auf Versorgungskosten, Pflegestufe, Einweisung ins Pflegeheim und Pflegezeit aus.
DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Dotierung: 5000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen.
Preisträgerin 1: Anna Hegedüs, Kalaidos Fachhochschule Schweiz, Careum Forschung, Zürich (CH)
Projekt: „Patient/innen im Übergang von der stationären psychiatrischen Versorgung in
das häusliche Umfeld: Beurteilung und Anwendbarkeit von begleitenden Interventionen für Patient/innen im Übergangsprozess“
Preisträgerin 2: Dr. Eva Terbuyken-Röhm, LVR-Klinik Viersen
Projekt: „Offener Spielraum in der geschlossenen Station – Musiktherapie in der Akutpsychiatrie der LVR-Klinik Viersen“
DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus (Dotierung: 3 x 5000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen.
Preisträgerin Hörfunk 1: Anne Kleinknecht
Titel des Beitrags: „Todesspritze statt Therapie? Sterbehilfe für psychisch kranke Menschen“, Bayern 2, 02/2020
Preisträgerin Hörfunk 2: Pia Rauschenberger
Titel des Beitrags: „Therapeutin verzweifelt gesucht“ (aus der Podcast-Reihe: Therapieland), Deutschlandfunk Kultur Online, 10/2019
Preisträger Print: Björn Stephan
Titel der Arbeit: „Monster im Kopf“, Die ZEIT, 10/2019
DGPPN-Preis für Philosophie und Ethik in Psychiatrie und Psychotherapie (Dotierung: 6000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit und dem Bonner Institut für Wissenschaft und Ethik verliehen.
Preisträger: Dr. Matthé Scholten, Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
Titel der Arbeit: „Equality in the informed consent process: Competence to consent, substitute decision-making, and discrimination of persons with mental disorders“ (M. Scholten, J. Gather & J. Vollmann).
DGPPN-Antistigma-Preis (Dotierung: 10.000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit und der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Die Jury unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, wählte folgende Gewinner aus Forschung, Wirtschaft, Kultur und dem psychosozialen Bereich aus:
Preis 1: Irre Menschlich e. V.
Projekte: Sensibilität und Toleranz: Antistigma-Modul für Medizin-Studierende | Sensibilisierung gegen Zwang: Partizipatives Training von Mitarbeitern der Akutpsychiatrie | Online-Suizidpräventions-Programm „8 Leben: Erfahrungsberichte und Wissenswertes zum Thema Suizid“
Preis 2: DER LAUF & DER MARKT für seelische Gesundheit
Initiator: bipolaris e. V., Selbsthilfevereinigung für Manie und Depressionen
Projekt: Seit 2016 engagiert sich der Verein dafür, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen sportliche Aktivität als Unterstützung und ergänzende Therapie kennenlernen.
Preis 3: Psychiatrie-Filme
Initiatorin: Andrea Rothenburg
Projekt: Dokumentationen, Ausstellungen und Schulprojekte für einen bessern Zugang zu Menschen mit psychischen Erkrankungen und mehr Bewusstsein für die Lebenssituation derer Kinder
Preis 4: Jung und Freudlos – Psychiatrie im Podcast
Initiator: Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Projekt: junge Ärzte, Wissenschaftler und Medizin-Studenten machen klinische,
wissenschaftliche und gesellschaftliche Themen rund um psychische Gesundheit einem breiten Publikum zugänglich
Anerkennungspreis: Jeder hat Psyche. Warum nicht darüber reden?
Initiator: AUDI AG Gesundheitsmanagement in Zusammenarbeit mit der AUDI BKK
Projekt: Kampagne zur Förderung eines vertrauensvollen Betriebsklimas, das den offenen Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit im Unternehmen möglich macht.
Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis (Dotierung: 10.000 Euro)
Der Preis wird in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Er wird ermöglicht durch eine Stiftung aus dem Privatvermögen von Prof. Dr. Jürgen Fritze und seiner verstorbenen Frau. Mit dem Preis sollen Projekte, Institutionen und Selbsthilfegruppen gewürdigt werden, die sich für eine nachhaltige Entstigmatisierung und Förderung der Autonomie von Menschen mit psychischen Erkrankungen engagieren. Vorsitzender der trialogisch besetzten Jury ist Prof. Dr. Arno Deister. Der für 2019 noch ausstehende Preis wurde in diesem Jahr mitausgezeichnet.
Preis 2019: FAIRMediaSUCHT
Initiator: Prof. Dr. Georg Schomerus (Betreuer), Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Projekt: Leitfaden zur stigmafreien Mediendarstellung von Menschen mit Suchtkrankheiten, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Vorgestellt werden konkrete, umsetzbare Hinweise, wie Menschen mit substanzgebundenen Suchtkrankheiten in den Medien dargestellt werden können, ohne sie als Gruppe auszugrenzen und zu diskriminieren.
Preis 2020: THEATER APROPOS
Initiator: ariadne e. V. – Verein zur Hilfe für Alterskranke und seelisch Kranke e. V.
Projekt: Menschen mit und ohne psychische Beeinträchtigungen wird die Möglichkeit geboten, Theaterstücke unter der Leitung professioneller Regisseure zu erarbeiten und auf die Bühne zu bringen. Bühne wird dabei als therapiefreier Raum verstanden: Ziel sind professionelle öffentliche Aufführungen, in denen dem Publikum auf unkonventionellem Weg ein selbstverständlicher Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen nahegebracht wird. Die Heimatbühne von THEATER APROPOS ist das Münchner TamS Theater, aber auch auf anderen Bühnen in München und im Umland finden Gastspiele statt.