04.10.2017 | Pressemitteilung

Psyche in den Medien – die Gewinner des DGPPN-Preises für Wissenschaftsjournalismus 2017 

Mediendarstellungen beeinflussen in hohem Maße das Bild, das sich die Öffentlichkeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen macht. Aus diesem Grund prämiert die DGPPN gemeinsam mit der Stiftung für Seelische Gesundheit herausragende Beiträge zu psychischen Erkrankungen mit dem DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus. Nun stehen die Gewinner fest. 

Entstigmatisierend, packend, feinfühlig: Die Preisträger des DGPPN-Preises für Wissenschaftsjournalismus 2017 haben die elfköpfige Jury aus Fachärzten und Journalisten auf allen Ebenen überzeugt. „Die Beiträge sind handwerklich exzellent, packen den Zuschauer und regen dazu an, Vorurteile zu überdenken. Wir sind beeindruckt, wie es den Journalistinnen und Journalisten gelungen ist, die enorme Bandbreite des Fachgebietes Psychiatrie und Psychotherapie abzubilden“, sagt Jurymitglied Professor Arno Deister, Präsident der DGPPN. Insgesamt gingen 45 Bewerbungen ein. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird in den Kategorien Print/Online, Hörfunk und TV verliehen.

Preisträgerin der Kategorie Print/Online
Christine Holch: „Eine heftige Woche

Psychiatrie ohne Fixierung und Zwangsmedikation, geht das? Und kann man Menschen mit Psychosen verstehen – oder muss man Angst vor ihnen haben? Christine Holch besuchte für eine Woche eine Psychiatriestation in Berlin-Mitte und stellte fest: Diese Station schafft es fast immer – und ist alles andere als der gruselige Ort, den viele Menschen noch immer mit der Psychiatrie assoziieren. An manchen Tagen allerdings bleibt die Stationstür dann doch geschlossen, auch eine Form von Zwang. Die Autorin war als Stellvertreterin der Leser unterwegs, also ähnlich ahnungslos, und merkte: Ja, man kann auch Menschen mit einer psychotischen Erkrankung verstehen oder zumindest in Kontakt mit ihnen kommen. Ihre Reportage ist engagiert, setzt Vorurteilen ein realistisches Bild entgegen und hinterlässt so einen bleibenden Eindruck. Sie erschien im evangelischen Magazin chrismon (01.11.2016)

Preisträgerin der Kategorie Hörfunk
Stefanie Kara: „Letzte Rettung – neue Chance für umstrittene Depressionstherapien“

Elektrokrampftherapie: Das klingt für viele noch immer wie aus dem Horrorkabinett der Psychiatrie. Doch was wirklich dahinter steckt, wie sie funktioniert und wie sie wirkt, das wissen die wenigsten. Stefanie Kara macht sich selbst ein Bild, begleitet Patienten bei der Therapie und spricht mit Experten, die sich schon seit Jahrzehnten damit beschäftigen und die lange umstrittene Therapie weiterentwickelt haben. Doch das neue Gerät verstaubt, es fehlt das Geld für Zulassungsstudien. Stefanie Kara macht in ihrem packenden Beitrag das Dilemma zwischen Stigma und Wirksamkeit von Therapien deutlich und zeigt das Spannungsfeld auf zwischen dem Zeitaufwand für eine seriöse Zulassungsprüfung und dem dringenden Bedürfnis der Patienten nach schneller Hilfe. Der Beitrag wurde im Deutschlandfunk in der Sendung Wissenschaft im Brennpunkt ausgestrahlt (12.02.2017).

Preisträger der Kategorie TV
Dorothee Kaden und Carsten Schollmann: „Depression – neue Hoffnung

Weltweit verfolgen Forscher eine neue Spur, um das Geheimnis der Depression zu lüften. Ihre Vermutung: Bei einem beträchtlichen Teil der Patienten liegt der Schlüssel im Immunsystem. Entzündungen – ausgelöst etwa durch Stress oder falsche Ernährung – könnten eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen. Dorothee Kaden und Carsten Schollmann zeigen in ihrem Film die Arbeit von Wissenschaftlern in den USA, Großbritannien und Deutschland an der Schnittstelle zwischen Körper und Gehirn. Dabei steht eine Frage im Zentrum: Gibt es Hoffnung auf neue Therapiemöglichkeiten für Depressionspatienten, bei denen die gängigen Behandlungsmethoden nicht wirken? Die mitreißende Dokumentation taucht tief in die Welt der Depressionsforschung ein, zeigt Perspektiven auf, bleibt dabei aber immer kritisch und sachlich. Sie wurde auf arte ausgestrahlt (08.04.2017). 

Preisverleihung am 11.10.2017 | 17.00–18.00 Uhr | Weltkongress der Psychiatrie 

Die Preisverleihung findet im Rahmen des Weltkongresses der Psychiatrie in der Messe Berlin statt, den die World Psychiatric Association (WPA) in Kooperation mit der DGPPN veranstaltet. Im Mittelpunkt des Programms stehen brandaktuelle Themen aus Wissenschaft, Versorgung, Politik und Gesellschaft. Hochkarätige Keynote Speaker aus der ganzen Welt haben sich angekündigt, das wissenschaftliche Programm umfasst über 900 Einzelveranstaltungen. Insgesamt werden rund 10.000 Teilnehmer aus 130 Nationen  erwartet. Der Kongress findet vom 8. bis 12. Oktober 2017 in der Messe Berlin statt.

Pressevertreterinnen und -vertreter können sich vorab kostenlos online für den Kongress akkreditieren

Hintergrund

Mit dem Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus würdigt die DGPPN hervorragende Leistungen in der Berichterstattung über psychische Erkrankungen in unterschiedlichen Kontexten. Es werden Beiträge in den Kategorien Print- und Onlinemedien, TV und Hörfunk ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Er wird von der DGPPN in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Journalisten: Prof. Dr. med. Arno Deister (Präsident DGPPN, Itzehoe), Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz (President Elect DGPPN, Berlin), Dr. med. Iris Hauth (Past President DGPPN, Berlin), Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider (Aachen), Prof. Dr. med. Asmus Finzen (Berlin), Ulrike Eichin (ZDF, Mainz), Jochen Niehaus (Focus, München), Volker Weinl (Bild am Sonntag, Berlin), Christian Weber (Süddeutsche Zeitung, München), Norbert Siegmund (RBB, Berlin), Jürg Beutler (DGPPN-Geschäftsstelle).

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