11.10.2017 | Pressemitteilung

DGPPN vergibt Forschungspreise 2017

Die DGPPN vergibt auch in diesem Jahr mehrere Preise an innovative und herausragende Projekte, die zu einer Verbesserung der psychiatrischen Versorgung beitragen. Ausgezeichnet werden sowohl aufstrebende Nachwuchswissenschaftler als auch bereits anerkannte Forscher, die mit ihren Arbeiten zu verbesserten Kenntnissen über psychische Erkrankungen beitragen. Die Preise sind mit über 60.000 Euro dotiert und werden im Rahmen des Weltkongresses der Psychiatrie verliehen.

DGPPN-Forschungspreis: Prädiktive, präventive und personalisierte Medizin in Psychiatrie und Neurologie 2017

Die DGPPN verleiht diesen Preis – zuvor auch unter dem Namen DGPPN-Preis für Psychopharmakotherapie bekannt – bereits zum vierten Mal. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Fördergeld mit einem Gesamtvolumen von 140.000 Euro wurde vom ehemaligen Förderverein „Psychopharmakotherapie e. V.“ an die DGPPN gespendet.

2017 geht der DGPPN-Forschungspreis: Prädiktive, präventive und personalisierte Medizin in Psychiatrie und Neurologie an Prof. Dr. med. Nikolaos Koutsouleris von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Fachjury würdigt damit seine Arbeiten zur individualisierten Risikostratifikation in den Vor- und Frühphasen psychotischer Erkrankungen. Damit wird der mögliche große Nutzen neuroanatomischer, neurokognitiver und klinischer Mustererkennungsalgorithmen für eine individualisierte Prognostik psychiatrischer Erkrankungen belegt. Mit Hilfe der Vorhersagemodelle könnte zukünftig eine, an die Diversität der klinischen Versorgungsrealität angepasste IT- und Biomarker-gestützte prädiktive Psychiatrie entwickelt werden, die zu einer deutlich verbesserten Prävention psychotischer Erkrankungen beiträgt.

Hintergrund

Der DGPPN-Forschungspreis würdigt Leistungen, die zur Verbesserung der Prädiktion, Prävention und Optimierung der Therapie psychischer Erkrankungen beitragen. Mit dem Preis soll insbesondere auch innovative Psychopharmakoforschung vorangetrieben werden. Kriterien für die Vergabe sind insbesondere die Relevanz der Forschungserkenntnisse für die Versorgung psychisch erkrankter Menschen, originelle Ansätze sowie die methodische Qualität der Untersuchung.

DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen 2017

Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen. Die Jury würdigt in diesem Jahr eine Arbeit, die als Schwerpunkt Verfahren der Mustererkennung bzw. maschinelles Lernen hat, und eine Arbeit, die sich mit neurophysiologischen bzw. biologischen Fragestellungen auseinandersetzt. Die Arbeiten der beiden Wissenschaftler besitzen hohen Innovationswert und überzeugen mit hervorragender methodischer Qualität. Darüber hinaus haben die Preisträger hochrangig publiziert.

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Udo Dannlowski von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster erhält den Preis für die Implementierung eines methodischen Schwerpunkts über Verfahren der Mustererkennung maschinellen Lernens. Mit diesen Verfahren können erstmalig Modelle generiert werden, die Aussagen über Individuen erlauben und damit der derzeit vielversprechendste Ansatz zur Translation sind. Mittels dieser Methoden konnten z. B. anhand struktureller MRT-Daten unipolare und bipolare Patienten differenziert, der individuelle BMI aus hirnstrukturellen MRT-Daten vorhergesagt, oder das individuelle Ansprechen auf eine EKT-Behandlung prädiziert werden. Diese Methoden bedürfen sehr großer Stichproben („big data“) für valide Vorhersagen, welche Dannlowski in seinen bisherigen Studien gewinnen konnte.

PD Dr. med. Alkomiet Hasan von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Universität München wird für seine Grundlagenarbeiten im Bereich Humanphysiologie, translationale Arbeiten im Bereich angewandte Neurostimulation und wissenschaftstheoretische Arbeiten in den Bereichen Leitlinienentwicklung und evidenzbasierter Psychiatrie ausgezeichnet. Im Bereich der Humanphysiologie konnte er zeigen, dass die plastische Kapazität von Patienten mit einer Schizophrenie abhängig ist von der Adaptationsfähigkeit des Hippocampus, vom Tabakkonsum und vom Krankheitsstadium. Er konnte verschiedene Leitlinien für die biologische Behandlung der Schizophrenie publizieren und hat kürzlich eine entsprechende Adaptation für den primären Versorgungssektor vorgelegt.

Hintergrund

Mit diesem Preis fördert die DGPPN junge Wissenschaftler, die mit herausragenden Forschungsarbeiten und zukunftsweisenden Modellen zu bedeutsamen Entwicklungen im Bereich der psychischen Erkrankungen und deren Behandlung beitragen. Innovative theoretische, klinische oder experimentelle Forschungskonzepte werden ausdrücklich begrüßt. Kriterien für die Vergabe des Preises sind insbesondere die Relevanz der Forschungsergebnisse für die Versorgung von psychisch erkrankten Menschen sowie die methodische Qualität der Untersuchung.

DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis 2017

Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit zu Ehren des Schweizer Psychiaters und Psychotherapeuten sowie langjährigen Direktors der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen, Prof. Dr. med. Hans Heimann (1922–2006), zum neunten Mal den mit insgesamt 18.000 Euro dotierten DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis. Ausgezeichnet werden drei Tandems von jungen Wissenschaftlern sowie ihre Betreuer mit je 6.000 Euro für die besten Dissertationen in dem Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie.

Dr. med. Juan Manuel Valentino Lima Ojeda
PD Dr. med. Dragos Inta (Betreuer)

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel und Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Die Promotionsarbeit erforscht hirnentwicklungsrelevante Tiermodelle mit Bedeutung für die Genese und Therapie von Schizophrenien und affektiven Störungen. Dabei wurde der Fokus insbesondere auf die Analyse unterschiedlicher Risikofaktoren für psychiatrische Störungen während der frühen postnatalen Entwicklung gelegt. Die Arbeit hat potentiell wichtige Implikationen für das Verständnis der hirnentwicklungsspezifischen Mechanismen des Ausbruchs der Psychose im jungen Erwachsenenalter. Juan Lima plant eine weitere konsequente Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der molekularen Grundlagen von psychiatrischen Erkrankungen. 

Dr. med. Arnim J. Gaebler
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Klaus Mathiak (Betreuer)

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums RWTH Aachen
Die Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Neurobiologie der Schizophrenie sowie zur Erforschung des klinischen Potentials von fMRT-basierten Biomarkern. Sie führt durch die innovative Methodik zwei aktuelle Themen der translationalen Forschung zusammen: neuronale Konnektivität und interindividuelle Variabilität. Hieran knüpfen auch die aktuellen Forschungsprojekte an. Diese beinhalten die Optimierung von Algorithmen zur fMRT-basierten diagnostischen Klassifikation von Patienten, die Untersuchung weiterer psychiatrischer Patientenkollektive zur Beurteilung der Spezifität der potentiellen Biomarker sowie die Übertragung der Algorithmen auf die klinisch relevante Echtzeit-fMRT. Ziel der Arbeit ist es, einen Beitrag zu einer neurobiologisch fundierte Klassifikation psychischer Störungen zu leisten, um reliablere Diagnosen und eine auf die individuellen Erfordernisse der Patienten abgestimmte Therapie zu ermöglichen.

Dr. sc. hum. Edda Bilek
Dr. phil. Dr. med Heike Tost (Betreuerin)

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, Universität Heidelberg
Mit der Etablierung und Validierung der neuen Methode des Hyperscanning Ansatzes ist der Arbeitsgruppe ein wesentlicher Schritt nach vorne in den sozialen Neurowissenschaften gelungen. Die Anwendung des Verfahrens dürfte auch auf den Bereich Psychiatrie und Psychotherapie ausstrahlen. Die Ergebnisse der Arbeit zeigten, dass Paare bei denen ein Teilnehmer aktuell an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) litt, eine verglichen mit Kontrollpaaren deutlich verminderte neuronale Kopplung aufwiesen. Dieser Biomarker entspricht also dem klinischen Bild einer Schwierigkeit, solche Interaktionen im täglichen Leben aufrecht zu erhalten. Gleichermaßen interessant war der Befund, dass bei Patienten mit einer remittierten BPS die Kopplungsstörung weitgehend rückläufig war; die Subgruppe war statistisch nicht von gesunden Kontrollpaaren zu unterscheiden. Dieser (unerwartete) Befund ist auch für die nosologische Einordnung der BPS relevant, da bei Persönlichkeitsstörungen eher von stabilen Zuständen ohne wesentliche Variabilität über die Zeit ausgegangen wurde, hier sich jedoch eine deutliche Änderung in einem zentralen Bereich der Erkrankung zeigte. In Folgeuntersuchungen soll nun untersucht werden, ob und wie sich dies auf die erhaltenen Therapien beziehen lässt.

Hintergrund

Der Preis dient der Nachwuchsförderung und soll die Doktoranden für weitere Forschungsprojekte motivieren sowie das Engagement der Betreuer würdigen. Antragsberechtigt sind junge Wissenschaftler, deren Dissertationen innerhalb der letzten zwei Jahre abgeschlossen wurden und die an einer medizinischen Fakultät mit dem Prädikat „sehr gut“ („magna cum laude“ oder „summa cum laude“) beurteilt wurden.

DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie 2017

Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit 10.000 Euro dotierten DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie 2017. 

Dr. rer. med. Janine Stein

Universität Leipzig, Medizinische Fakultät – Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
Gegenstand der Forschung von Janine Stein ist die Evaluation und Entwicklung von Instrumenten im Bereich der Versorgungsforschung zur Erfassung von medizinischen und pflegerischen Bedarfen bei älteren Menschen sowie im Bereich der psychologischen Diagnostik von Instrumenten zur Erfassung kognitiver und psychischer Störungen im höheren Lebensalter. In ihrer bisherigen Berufspraxis sammelte sie bereits fundierte Erfahrungen in der Koordination von großen, multizentrischen Kohortenstudien sowie in bevölkerungs- und allgemeinarztbasierten Studien im Alter zu versorgungsrelevanten Fragestellungen. Im nächsten Jahr ist eine Zusammenarbeit mit Prof. Martin Orrell an der University of Nottingham am dortigen Institute of Mental Health, Division of Psychiatry and Applied Psychology, Faculty of Medicine & Health Sciences geplant.

Hintergrund

Mit diesem Preis will die DGPPN die Relevanz, die Attraktivität und die Kompetenzentwicklung der Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie stärken. Das Preisgeld soll für einen Forschungsaufenthalt im Ausland in einer einschlägigen wissenschaftlichen Einrichtung mit ausgewiesener Exzellenz genutzt werden. Der Preis wird an junge Wissenschaftler vergeben, die in der Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie durch erste methodisch überzeugende und zukunftsweisende Arbeiten hervorgetreten sind.

DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik 2017

Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit 5.000 Euro dotierten DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. In diesem Jahr prämiert die Jury zwei Arbeiten, die mit ihrem Innovationswert sowie einer hohen Relevanz für den klinischen Alltag hervorstechen. Sie bilden ein breites Spektrum im Bereich der Pflege- und Gesundheitsfachberufe ab und haben insbesondere mit ihren wegweisenden Konzepten für die Versorgung psychisch kranker Menschen überzeugt.

Andreas Pfeiffer und Werner Höhl  – „Handeln gegen Trägheit“

LVR-Klinikum Düsseldorf
Gesundheitsfachberufe sind zunehmend gefordert, ihre Wirksamkeit durch kontrollierte Studien zu belegen. Auch bei der Erstellung hochwertiger Leitlinien fällt ein Mangel an Wirksamkeitsforschung in diesem Feld auf. Mit dem Projekt leisten die Autoren einen Beitrag, die Situation eines erheblichen Forschungsdefizits im Bereich der psychiatrischen Ergotherapie zu verbessern. Mit der Übersetzung, Manual-Erstellung, Implementierung und Evaluation konnten sich die Autoren stetig steigern. Die dazugehörige Buchveröffentlichung ist sehr gefragt. Aufgrund der Komplexität und hohen Praxisrelevanz des Projekts hat die Jury entschieden, den Preis an Pfeiffer und Höhl zu vergeben.

Tim Fleiner, Prof. Dr. Wiebren Ziljstra, René Depiereux und
PD Dr. Peter Häussermann – „Gerontopsychiatrie in Bewegung“

Deutsche Sporthochschule Köln und LVR-Klinik Köln
Die Entwicklung und Evaluierung der „Gerontopsychiatrie in Bewegung“ bringt wichtige Weiterentwicklungen für das Fach Psychiatrie mit sich. Einen Schwerpunkt auf die Mobilität und körperliche Aktivität der Patienten zu setzen bewirkt signifikante Effekte in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit, die Sturzprävention sowie auf die Stimmung und die neuropsychiatrischen Symptome der Patienten. Die „Gerontopsychiatrie in Bewegung“ trägt dazu bei, die nicht-pharmakologische Behandlung in der gerontopsychiatrischen Versorgung weiterzuentwickeln. Dies kann dazu führen, weniger Fixierungsmaßnahmen und psychotrope Medikation einzusetzen und somit direkte Verbesserungen für die Patienten, die Angehörigen und das medizinische Fachpersonal zu erreichen. Der unmittelbare Vorteil für den Patienten und der multiprofessionelle Ansatz haben die Jury überzeugt.

Hintergrund

Mit diesem Preis werden vorbildliche, zukunftsweisende Projekte, Modelle und wissenschaftliche Untersuchungen der Pflege- und Gesundheitsfachberufe innerhalb der psychiatrischen Behandlungs- und Versorgungsformen (ambulantes und stationäres Setting) ausgezeichnet, die insbesondere die Praxisentwicklung unterstützen. Antragsberechtigt sind Mitarbeiter der Pflege- und Gesundheitsfachberufe. 

DGPPN Best Paper Award 2017

In diesem Jahr vergibt die DGPPN zum zweiten Mal den mit 2.500 Euro dotierten DGPPN Best Paper Award für den herausragendsten Beitrag auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Fachzeitschrift Der Nervenarzt.

Dr. med. Swantje Notzon

Universitätsklinikum Münster – Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
In ihrer Arbeit „Altersdepression. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie“, veröffentlicht in Der Nervenarzt 87 (2016), S. 1017-1029, stellt die Autorin sowohl den aktuellen Wissensstand zur Diagnostik als auch zur Therapie der Altersdepression („late-onset depression“, LOD) vor.

Hintergrund

Mit der Verleihung des DGPPN Best Paper Awards würdigt die DGPPN das hohe Niveau der in Der Nervenarzt publizierten Beiträge und möchte damit zur Förderung wissenschaftlicher Leistungen im Fach beitragen. Die Auswahl der preisgekrönten Arbeit erfolgte unter allen Übersichts-, Original- und Fortbildungsbeiträgen des vorangegangenen Jahres, mit einem besonderen Augenmerk auf denjenigen Beiträgen, die online besonders häufig abgerufen wurden. Gestiftet wird der Preis von Springer Medizin.

Kontakt

Bei Fragen sind wir für Sie da. 

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