21.11.2016 | PRESSEMITTEILUNG

Psyche in den Medien: die Gewinner des DGPPN-Preises für Wissenschaftsjournalismus 2016

Das Bild, das sich die Öffentlichkeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen macht, wird maßgeblich durch ihre Darstellung in den Medien geprägt. Die DGPPN prämiert daher gemeinsam mit der Stiftung für Seelische Gesundheit herausragende Beiträge zu psychischen Erkrankungen mit dem DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus. Nun stehen die Gewinner fest.

Hintergründig, präzise, kritisch und gleichzeitig aufklärend, spannend und bewegend: Die Preisträger des DGPPN-Preises für Wissenschaftsjournalismus 2016 haben die zwölfköpfige Jury aus Fachärzten und Journalisten auf allen Ebenen überzeugt. „Psychische Erkrankungen wirken sich auf alle Bereiche des Lebens aus und können Folgen haben, welche auch die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen. Umso wichtiger ist es, dass in den Medien engagierte Beiträge Platz finden, die sachlich informieren und aufklären. Wir sind beeindruckt, wie es den Journalistinnen und Journalisten gelungen ist, die enorme Bandbreite des Fachgebietes Psychiatrie und Psychotherapie abzubilden“, sagt Jurymitglied Dr. Iris Hauth, Präsidentin der DGPPN. Insgesamt gingen 47 Bewerbungen ein. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird in den Kategorien Print/Online, Hörfunk und TV verliehen.

Preisträgerin der Kategorie Print/Online
Jana Simon: „Heile Welt“

Lena und Nico sind zwei Patienten der Klinik für Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in Eberswalde. Lena ist 15, Gymnasiastin und depressiv. Sie kommt aus einer bürgerlichen Familie. Nico ist erst 12 Jahre alt und schon aus mehreren Schulen und therapeutischen Einrichtungen hinausgeflogen. Sein Vater hat sich das Leben genommen. Jana Simon begleitet Lena und Nico in ihrem fesselnden Artikel ein Jahr lang, zunächst auf der Krisenstation und dann auch außerhalb der Klinik. Sie spricht mit Ärzten, Psychologen, Pflegern und Eltern und natürlich mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen. Im Mittelpunkt steht für sie dabei die Frage: Was sagt der Umgang mit den Betroffenen über unsere Gesellschaft aus? Simons Reportage ist engagiert, geht in die Tiefe und hinterlässt beim Leser einen bleibenden Eindruck. Sie erschien im ZEIT-Magazin (50/2015).

Preisträger der Kategorie Hörfunk
Markus Kaiser: „Ritalin und ich – wie man als Erwachsener mit ADHS umgeht“

Eine E-Mail, ein Anruf, ein Blick aus dem Fenster – jede Kleinigkeit lenkt von der Arbeit ab und lässt die Motivation schrumpfen. Ein Problem, das Markus Kaiser bereits in seiner Jugend kennt. Er bekam sogar Medikamente um konzentriert zu bleiben. Doch ist es auch heute noch die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, die ihm zu schaffen macht? Markus Kaiser begibt sich auf seine ganz persönliche Suche, wie die Störung sein Leben beeinflusst und wie er damit umgehen soll. Er spricht mit Betroffenen, Ärzten und Wissenschaftlern und zeigt eindringlich auf, was es bedeutet, mit ADHS zu leben. Seinem Radio-Feature gelingt der schwierige Spagat, ein komplexes und gleichzeitig persönliches Thema mit Leichtigkeit und großer Fachkompetenz aufzubereiten. Es wurde im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt (25.01.2016).

Preisträgerin der Kategorie TV
Anja Krug-Metzinger: „Stimmen im Kopf“

Etwa sechs bis fünfzehn Prozent aller Menschen hören irgendwann einmal im Leben Stimmen, viele sogar ein ganzes Leben lang. Weit über die Hälfte der Stimmenhörer sind psychisch gesund und führen ein völlig unauffälliges Leben. Trotzdem werden Stimmenhörer auch heute noch stigmatisiert. Nur wenige sprechen daher offen über ihre Erfahrungen. Anja Krug-Metzinger greift in ihrer Dokumentation ein Thema auf, das in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung findet. Dabei stellt sie die genau die Fragen, die auch ihre Zuschauer haben: Welche Erklärung hat die Wissenschaft für das Phänomen Stimmenhören? Woher kommen die Stimmen? Und welche Bedeutung haben die Inhalte des Gehörten? Krug-Metzinger ordnet die Fakten mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl ein, hinterfragt und behält dabei immer ihre Zuschauer im Fokus. Die Reportage wurde auf arte gesendet (03.06.2016).

Preisverleihung am 24.11.2016 | 10:15–11:45 Uhr | CityCube Berlin
Die Preisverleihung findet im Rahmen des diesjährigen DGPPN Kongresses im CityCube Berlin statt. Unter dem Leitmotto „Psyche – Mensch – Gesellschaft“ setzt der Kongress zu einer Standortbestimmung des Faches Psychiatrie und Psychotherapie an. Rund 9000 Teilnehmer werden erwartet, darunter 1600 Speaker. Damit ist der DGPPN Kongress Europas größtes Spitzentreffen der Psychiatrie und Psychotherapie. Als Journalistin und Journalist können Sie sich direkt vor Ort für den Kongress akkreditieren und Interviews mit Experten vereinbaren. Weitere Informationen finden Sie auf: www.dgppnkongress.de


Hintergrund

Mit dem Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus würdigt die DGPPN hervorragende Leistungen in der Berichterstattung über psychische Erkrankungen in unterschiedlichen Kontexten. Es werden Beiträge in den Kategorien Print- und Onlinemedien, TV und Hörfunk ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Er wird von der DGPPN in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Journalisten: Dr. med. I. Hauth (Präsidentin DGPPN, Berlin), Prof. Dr. med. A. Deister (President Elect DGPPN, Itzehoe), Prof. Dr. med. P. Falkai (komm. Past President DGPPN, München), Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. F. Schneider (Aachen), Prof. Dr. J. Fritze (Pulheim), Prof. Dr. med. A. Finzen (Berlin), U. Eichin (ZDF, Mainz), J. Niehaus (Focus, München), V. Weinl (Bild am Sonntag, Berlin), C. Weber (Süddeutsche Zeitung, München), N. Siegmund (RBB Berlin).

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