Menschen mit psychischen Erkrankungen haben noch immer mit vielen Vorurteilen in ihrem beruflichen und privaten Umfeld zu kämpfen. Dagegen setzt der DGPPN-Antistigma-Preis ein Zeichen und würdigt Projekte und Initiativen, die sich für mehr Toleranz und Integration einsetzen. Am Samstag, 26. November 2016, werden die Preisträger auf dem DGPPN Kongress im CityCube Berlin ausgezeichnet. Die Verleihung findet im Rahmen der öffentlichen Infoveranstaltung „Wenn es nicht mehr ohne geht: Gesundheitsrisiko Alkohol und Tabak“ mit Ex-Fußballprofi Uli Borowka statt.
Der DGPPN-Antistigma-Preis wird in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit und der Stiftung für Seelische Gesundheit zum 14. Mal verliehen. Er ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert. Die Jury unter Leitung von Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses, hat die drei Gewinner aus 32 Bewerbungen aus Forschung, Wirtschaft, Kultur und dem psychosozialen Bereich ausgewählt.
Hauptpreisträger ist die Initiative Sonnenkinder aus Bonn, die Kinder von psychisch erkrankten Eltern mit sportlichen und pädagogischen Angeboten in ihrem schwierigen Alltag unterstützt. Der Verein „Hilfe für psychisch Kranke e. V.“ hat das Projekt 2011 ins Leben gerufen. Mit Theatergruppen, Kletterkursen oder Kanutouren soll die Sozialkompetenz gefördert und der Austausch mit Gleichgesinnten gefördert werden. Die Hälfte der „Sonnenkinder“ hat einen Migrationshintergrund und häufig keine Ansprechpartner außerhalb der Familie. Zentraler Bestandteil des Projekts ist auch die Elternarbeit, z. B. in Form regelmäßig stattfindender, moderierter Elternnachmittage. Gründer und Koordinator Uwe Flohr wird die Auszeichnung und das Preisgeld von 5000 Euro in Berlin entgegennehmen.
Um junge Menschen kümmert sich auch der zweite Preisträger, der Verein Freunde fürs Leben, der sich seit 2001 im Bereich der Suizidprävention für Jugendliche und junge Erwachsene engagiert. Die beiden Gründer Gerald Schömbs und Diana Doko haben selbst geliebte Menschen durch Suizid verloren und auf schmerzliche Art und Weise gelernt, dass Depression und Suizid jeden betreffen kann. Als Kommunikationsexperten haben sie es sich zur Aufgabe gemacht über diese Tabu-Themen zu informieren und ihnen mehr Raum in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro soll weitere kreative und jugendlichen Projekte, Kampagnen und Flashmob-Aktionen wie „600 Leben“ ermöglichen.
Dritter Preisträger ist die Autismus-Forschungs-Kooperation (AFK) an der Freien Universität Berlin. Sie ist ein bundesweit einzigartiger Zusammenschluss von autistischen Menschen und Wissenschaftlern aus den Gebieten Psychologie, Psychiatrie und den Neurowissenschaften. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Aufklärung und Akzeptanz für autistische Denk- und Verhaltensmuster in der Öffentlichkeit zu verbessern. In der AFK erforschen Betroffene selbst mit welchen Vorurteilen autistische Menschen im Alltag in Berührung kommen und wie sich das auf ihre Erkrankung auswirkt. Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro soll vor allem in die Selbsthilfearbeit der AFK fließen.
Die Verleihung des DGPPN-Antistigma-Preises findet am Samstag, 26. November 2016, von 11:00 bis 13:00 Uhr, auf der öffentlichen Informationsveranstaltung „Wenn es nicht mehr ohne geht: Gesundheitsrisiko Alkohol und Tabak“ im Rahmen des DGPPN Kongresses 2016 im CityCube Berlin statt. Ex-Fußballprofi Uli Borowka wird darüber berichten, wie er seine Alkoholsucht überwunden hat. Professor Falk Kiefer (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim) und Professor Jens Reimer (Universitätsklinikum Hamburg) erklären, wie Alkohol und Tabak auf Körper und Psyche wirken – und welche Wege es aus der Abhängigkeit gibt. Die Teilnahme ist kostenfrei und für alle Interessierten zugänglich.
Weitere Informationen: www.dgppnkongress.de > Programm > Öffentliche Veranstaltung
Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist eine bundesweite Initiative, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit. Zu den über 80 Mitgliedsorganisationen zählen die Selbsthilfeverbände der Betroffenen und Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Verbände aus den Bereichen Psychiatrie, Gesundheitsförderung und Politik. Initiiert wurde das Bündnis 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) gemeinsam mit Open the doors als Partner des internationalen Antistigma-Programms.