Wilhelm Griesinger

Wilhelm Griesinger, 1817 bis 1868, war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Wissenschaftler und Kliniker auf dem Gebiet psychischer Erkrankungen. Er gilt als einer der Begründer der modernen, naturwissenschaftlich orientierten Psychiatrie.

Wilhelm Griesinger: "Das Irresein selbst [...] ist ein Symptom [...]. Der erste Schritt zum Verständniss der Symptome ist ihre Localisation. Welchem Organ gehört das Phänomen des Irreseins an? [...] Die Antwort auf diese Frage ist die erste Voraussetzung der ganzen Psychiatrie. Zeigen uns physiologische und psychologische Thatsachen, dass dieses Organ nur das Gehirn sein kann, so haben wir vor Allem in den psychischen Krankheiten jedesmal Erkrankungen des Gehirns zu erkennen." 

Griesinger, Wilhelm (1861), Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten. 2. umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. Krabbe, Stuttgart, S.7

 

Biographie und Werdegang

  • geb. 29.07. 1817 in Stuttgart, gest. 26.10.1868 in Berlin
  • ab 1834 Medizinstudium in Tübingen und Zürich mit Studienaufenthalten in Paris und Wien
  • Promotion zum Thema „Diphterie“
  • 1839 Niederlassung als Arzt in Friedrichshafen am Bodensee
  • 1840-42 Assistenzarzt in der Heil- und Pflegeanstalt Winnenthal (Neckarkreis)
  • Wissenschaftlich-literarische Tätigkeit am „Archiv für physiologische Heilkunde“
  • Ab 1843 Universitätsklinik Tübingen, 1845 Habilitation im Fach Innere Medizin
  • 1845 Veröffentlichung seines Werks „Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten“
  • 1847 Extraordinarius für Pathologie, Materia medica und Geschichte der Medizin
  • Lehrstuhl für Innere Medizin an der Universität Kiel
  • 1850 Heirat mit Josephine von Rom
  • 1850-52 Tätigkeit in Kairo als Leibarzt des Vizekönigs Abbas Pascha, Direktor der medizinischen Schule in Kairo sowie als Präsident des gesamten Medizinalwesens Ägyptens
  • 1852 Rückkehr nach Tübingen und ab 1854 Übernahme des dortigen Ordinariats für Innere Medizin
  • 1860 Übernahme der Professur für Innere Medizin und Leitung des Kantonsspital Zürich sowie der kantonalen „Irrenanstalt“; Aufbau der psychiatrischen Klinik „Burghölzli“ (heute Psychiatrische Universitätsklinik Zürich)
  • ab April 1865 Ordinariat für Psychiatrie an der Charité Berlin als „Dirigierender Arzt an der Abteilung für Gemütskrankheiten und für Nervenkrankheiten an der Königlichen Charité zu Berlin“ sowie Leitung des Königlich-Poliklinischen Instituts für Innere Medizin und der Psychiatrischen und Nervenklinik. Der psychiatrischen Klinik wurde eine Nervenstation angegliedert und die Irrenanstalt der Charité wurde nach Griesingers Ideen reorganisiert.  
  • Griesinger verfasste eine Denkschrift an das Ministerium für geistliche, Schul- und Medizinalangelegenheiten und äußert darin seine Reformvorhaben:
    • Eigene klinische Heimstatt für psychiatrische Kranke
    • Bessere Schulung und Bezahlung des Pflegepersonals
    • Errichtung einer neuen Klinik nach modernen Grundsätzen der Psychiatrie
  • 1867 Gründung der „Berliner Medicinisch-Psychologischen Gesellschaft“ (heute Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie)
  • 1868 Tod infolge eines Abszesses des Blinddarms
  • Grabstätte auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg  

 

Bronzebüste Wilhelm Griesinger

Bronzebüste von Wilhelm Griesinger vor der heutigen Klinik für Psychiatrie und Neurologie der Berliner Charité.

Der Sockel trägt die auf Blaise Pascal zurückgehenden Worte: "Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen".

Grabstätte Wilhelm Griesinger

Grabstätte von Wilhelm Griesinger auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.

Die Wilhelm-Griesinger-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.

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