Für die Behandlung von psychischen Erkrankungen steht ein breites Spektrum von Hirnstimulationsverfahren zur Verfügung. Das Referat arbeitet daran, diese bekannter zu machen und klärt darüber auf, bei welchen Erkrankungen und mit welchen methodischen Ansätzen Hirnstimulationsverfahren eingesetzt werden können.
Hirnstimulationstherapien beeinflussen die Funktion von Nervenzellen durch elektrischen Strom oder durch sich ändernde Magnetfelder, die wiederum im Gehirn elektrische Felder induzieren. In der psychiatrischen Versorgung war die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) über viele Jahrzehnte das einzige Verfahren dieser Art. Die EKT ist zu einem modernen, sicheren medizinischen Behandlungsverfahren für schwere psychische Störungen geworden. Im Bereich therapieresistenter und vital bedrohlicher Verläufe schwerer psychischer Erkrankungen stellt sie oft eine Therapie der ersten Wahl dar.
Inzwischen sind zahlreiche weitere Hirnstimulationstherapien entwickelt worden, wie die nicht-konvulsiven transkraniellen Therapieverfahren, d. h. die transkranielle Magnetstimulation (TMS), die transkranielle elektrische Stimulation (tES), die transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) und den fokussierten Ultraschall (engl. Focused Ultrasound - FUS), aber auch invasive Ansätze wie die tiefe Hirnstimulation (THS) und die Vagusnervstimulation (VNS), die heute mit anderen Verfahren (z. B. Neurofeedback) auch unter dem Begriff Neuromodulationsverfahren zusammengefasst werden. Sowohl das wissenschaftliche als auch das klinische Interesse an diesen Methoden wächst aktuell rapide, und einige dieser Verfahren finden bereits Eingang in die Klinik. Mit der Zeit wird deutlich werden, welches Verfahren bei welchen Patienten und zu welcher Zeit am besten angewendet werden kann. Die Hirnstimulationstherapien komplettieren heute die bisherigen Therapiemöglichkeiten bei psychischen Erkrankungen als vierter Baustein einer individuellen Therapie.
Die verschiedenen Hirnstimulationstherapien haben sehr unterschiedliche Entwicklungsgeschichten und unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer neurobiologischen Wirkmechanismen und ihrer Anwendungsformen. Bei den konvulsiven Verfahren stellt der generalisierte Anfall eine für die Wirksamkeit notwendige Bedingung dar, der Strom oder das Magnetfeld dient hier nur zu dessen Auslösung. Hingegen handelt es sich bei den nicht-konvulsiven Verfahren um mehr oder weniger fokale Stimulationsformen, die oftmals auf einem durch die multimodale Bildgebung und präklinische Grundlagenforschung entwickelten Verständnis von neuronalen Systemen, Regelkreisen und Netzwerken beruhen.
Die EKT ist eine in den nationalen Leitlinien verankerte und empfohlene Therapie mit klaren Indikationen und wenigen, sowie reversiblen Nebenwirkungen. Die neueren Methoden repräsentieren hingegen ein hochaktives Entwicklungsfeld, das von klinisch etablierten Ansätzen (z. B. TMS bei Depression oder THS bei Zwangsstörungen) bis zu hochinnovativen und noch experimentellen Verfahren reicht.
Schwerpunkte
Das Referat Hirnstimulationstherapien ist in zwei Sektionen geteilt:
Hinweis: "In Deutschland führen etwa 150 Kliniken Elektrokonvulsionstherapie in stark unterschiedlicher Häufigkeit durch. Einige wenige Kliniken wollten aus Kapazitätsgründen nicht genannt werden. Von anderen Kliniken haben wir bisher keine Antwort erhalten. Die nachfolgende Liste enthält etwas mehr als die Hälfte der EKT-Zentren."
Übersicht der EKT-Zentren in Deutschland [PDF, 112 KB]
Übersicht der EKT-Zentren in der Schweiz [PDF, 116 KB]
Übersicht der EKT-Zentren in Österreich und Italien [PDF, 123 KB]