Frauen- und Männergesundheit und Familienpsychiatrie und -psychotherapie

Frauen, Männer und Familien sind in unserer Gesellschaft besonderen Belastungen ausgesetzt und benötigen spezifische Versorgung. Das Referat „Frauen- und Männergesundheit und Familienpsychiatrie/-psychotherapie“ der DGPPN widmet sich der Frage, was Frauen, Männer  und Familien spezifisch benötigen in Forschung, Praxis, Netzwerkarbeit und Berufspolitik.

Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrem Erleben und Verhalten, werden anders krank und gehen anders mit Symptomen um.  Epidemiologische Daten offenbaren: Mädchen und Frauen erkranken häufiger an Depressionen, Angst- und Essstörungen, während bei Jungen und Männer ein höheres Risiko besteht, an Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen wie Autismus oder ADHS zu erkranken oder eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Auch bei den Erklärungsmodellen für Krankheit unterscheiden sich die Geschlechter: Frauen thematisieren eher die seelische Komponente, während bei Männern körperliche Ursachen im Vordergrund stehen.

In Familien treten psychische Störungen sehr häufig in mehreren Generationen auf. Interaktion und Kommunikation zwischen Eltern und Kind bilden einen wichtigen „Übertragungsweg“, eingeschränkte Mentalisierung und gestörte Bindungsentwicklung sind vermittelnde Faktoren. Das Leiden der betroffenen Familien ist groß: Die psychisch kranken Eltern erleben sich inkompetent und überfordert und entwickeln nicht selten Schuld- und Schamgefühle. Die Kinder entwickeln oft emotionale Störungen bis hin zu Bindungsstörungen und Verhaltensschwierigkeiten, was die Überforderung und Symptome der Eltern weiter verschlimmert. Im Eltern-Kind- und Familiensetting können Interaktion, Kommunikation, Mentalisierung und Bindung therapeutisch adressiert und verbessert werden. Dies trägt in der Regel substanziell zu einer Besserung der psychischen Symptomatik von sowohl Eltern als auch Kindern bei, allerdings sind entsprechende Angebote noch rar.

Schwerpunkte

  • Aspekte der Frauengesundheit und Familienpsychiatrie/-psychotherapie in unterschiedlichen Lebensphasen
  • Peripartalpsychiatrie
  • Psychopharmakotherapie und Gender
  • Sammlung, Vernetzung, konzeptuelle Weiterentwicklung und Evaluation bestehender familienpsychiatrischer Angebote mit Fokus auf Interaktion und Bindung
  • Spezifizierung der Konzepte für verschiedene Altersgruppen
  • Förderung der Etablierung bedarfsgerechter Angebote in ausreichender Zahl für alle Altersgruppen im Bereich der Prävention, der ambulanten Therapie, der teil- und vollstationären sowie aufsuchenden (home treatment) Therapie im Eltern-Kind-Setting
  • Mitwirkung an Erstellung von Leitlinien, Handlungs- und Indikationsempfehlungen
  • Sensibilisierung für frauen- und familienorientierte Fragestellungen in Psychiatrie, Psychosomatik, Kinder-/Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Kinder-, Frauenheilkunde etc.
  • Netzwerkarbeit mit weiteren Partnern innerhalb und außerhalb der DGPPN, z.B. Jugendhilfe, Frühe Hilfen, Kinderärzten, Sozialpädiatrie, Frauenärzten, Psychotherapeutischen Fachverbänden, BAGs etc.
  • Förderung SGB-übergreifender Versorgungsmodelle (z.B. Gesundheitswesen – Jugendhilfe)
  • Berufspolitische Aktivitäten zur Förderung angemessener Rahmenbedingungen für frauenspezifische, familienorientierte und familienpsychiatrische/-psychotherapeutische Angebote: z.B. stärkere Vernetzung Gesundheitswesen-Jugendhilfe, angemessene Finanzierung der Angebote, niederschwelliger Zugang, Ausbau der Versorgung
  • Organisation von Symposien, Vorträgen und Workshops
  • Erarbeitung von Stellungnahmen
  • Förderung des Austauschs unter den Mitgliedern des Referats

Das Referat kooperiert mit der Marcé-Gesellschaft.

Literatur
  • Bergemann N (2015) Mood Stabilizer in der Schwangerschaft. Psychopharmakotherapie 22:286–297
  • Bonardi K, Grube M (2012) Selbsterleben von Frauen nach der Entbindung. In: Rieder A, Mikoteit T (eds). Psychische Erkrankungen in der Schwangerschaft und Stillzeit. Karger, Basel
  • Derntl B, Hack RL, Kryspin-Exner I, Habel U (2013) Association of menstrual cycle phase with the core components of empathy. Hormones and Behavior 63(1):97–104
  • Dorn A, Mautner C (2018). Postpartale Depression – Interdisziplinäre Behandlung. Der Gynäkologe; Der Gynäkologe 51:94–101
  • Dorsch V, Meurers A, Rohde A (2014) Verantwortung für Psychopharmaka in der Schwangerschaft. DNP – Der Neurologe & Psychiater 15(10):48–57
  • Gruber J, Grube M (2016) Frauen erkranken anders als Männer – Geschlechtsspezifische Aspekte bei unipolarer Depression. DNP – Der Neurologe & Psychiater, 17(5)
  • Grube M (2012) Zur Rolle der männlichen Partner in der Behandlung peripartaler Störungen. In: Wortmann-Fleischer S, von Einsiedel R, Downing G (eds) Stationäre Eltern-Kind-Behandlung. Kohlhammer, Stuttgart
  • Grube M, Weigand-Torniuk H (2014) Psychiatrisch-psychotherapeutische Interventionen bei Mammakarzinompatientinnen – ein Beitrag zur Konsiliarpsychiatrie. Nervenarzt 85:1390–1401
  • Junger J, Pauly K, Bröhr S, Birkholz P, Neuschaefer-Rube C, Kohler C, Schneider F, Derntl B, Habel U (2013) Sex matters: neural correlates of voice gender perception. Neuroimage 79:275-287
  • Rohde A (2014) Bitte übernehmen Sie Verantwortung! DNP – Der Neurologe & Psychiater 15(10):3–4
  • Rohde A, Hocke A, Meurers A, Dorsch V (2016) Peripartales Management bei psychischer Vorerkrankung. Nervenarzt 87:980–988
  • Trautmann-Villalba P, Wild E, Hornstein C (2010) Auswirkungen mütterlicher postpartaler Erkrankungen auf das psychische Befinden der Partner. Z Geburtsh Neonatol 214: 1–7
  • Wagner B, Klinitzke G, Brähler E, Kersting A (2013) Extreme obesity is associated with suicidal behavior and suicide attempts in adults: results of a population-based representative sample. Depress Anxiety 30(10):975–81
Kontakt

Prof. Dr. med. Anette Kersting

Leiterin des Referats

Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Leipzig
Semmelweisstr. 10 | 04103 Leipzig

Telefon: 0341 9718850
anette.kersting@medizin.uni-leipzig.de

PD Dr. med. Rieke Oelkers-Ax

Leiterin des Referats

FaTZ - Familientherapeutisches 
Zentrum Neckargemünd GmbH
Hermann-Walker-Str. 16 | 69151 Neckargemünd

Telefon: 06223 972900
rieke.oelkers-ax@fatz-neckargemuend.de

Dr. med. Luc Turmes

Stellvertretender Leiter des Referats

LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatische Medizin
Im Schloßpark 20 | 45699 Herten

Telefon: 02366 802-5102
luc.turmes@lwl.org

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