Die TV-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ thematisiert das Leiden und den Suizid eines jugendlichen Mädchens und ist aufgrund der drastischen und romantisierenden Darstellungsweise aktuell eines der meist diskutierten Formate. Den Fachgesellschaften wurden bereits erste suizidale Krisen und sogar Suizide gemeldet, die in direkter Beziehung zu der Serie stehen sollen. Deshalb weisen DGKJP und DGPPN auf die erheblichen Risiken und negativen Folgen der Serie hin – insbesondere psychisch labilen und vulnerablen jungen Menschen wird dringend vom Konsum der Serie abgeraten.
Die US-amerikanische Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ (im englischsprachigen Original „13 Reasons Why“) ist seit dem 30. März 2017 in Deutschland abrufbar und beschreibt detailliert die belastenden Umstände, denen die jugendliche Protagonistin ausgesetzt ist, bevor sie sich schließlich selbst umbringt. Das Mädchen hinterlässt Audiobänder, in denen sie mit einzelnen Personen abrechnet, die sie direkt für ihren Suizid verantwortlich macht. Die Darstellung des Suizids selbst ist explizit und verstörend. Der Suizid wird als letzter Ausweg dargestellt und vielfach romantisiert. Das Schulschließfach des Mädchens wird von ihren Mitschülern zum Schrein umfunktioniert, der Suizid erhält dadurch posthum eine Aufwertung.
Die internationale Forschung hat eindeutig gezeigt, dass eine detaillierte und drastische mediale Darstellung oder Beschreibung von Suiziden das Risiko von Nachahmungstaten signifikant steigen lässt, insbesondere bei vulnerablen und suizidalen Menschen (sog. Werther-Effekt). Aus diesem Grund wurden internationale Richtlinien zur Medienberichterstattung bei Suiziden geschaffen, auch der deutsche Pressekodex hat entsprechende Regelungen aufgenommen. So fordert die Richtlinie 8.7 zur Selbsttötung eine zurückhaltende Berichterstattung und lehnt u. a. die Schilderung näherer Begleitumstände ab. Gleichzeitig gibt es gute Belege dafür, dass eine seriöse Berichterstattung über Suizidalität in Verbindung mit Hinweisen auf Hilfsangebote eine suizidpräventive Wirkung entfalten kann (sog. „Papageno“-Effekt).
Die TV-Serie ignoriert diese Fakten und verletzt bewusst anerkannte Richtlinien, indem sie
Aktuell berichten Psychotherapeuten, Schulsozialarbeiter und Lehrer bereits, dass die Serie ein großes Thema unter Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen in den sozialen Netzwerken darstellt und bereits Jugendliche mit affektiven Störungen durch die Serie unter Druck geraten und dekompensiert sind. Die Fachgesellschaften sehen sich außerdem zunehmend mit Berichten von vollendeten Suiziden Jugendlicher konfrontiert, die direkt mit dem Konsum der Serie in Verbindung stehen sollen. Aus diesen Gründen empfehlen DGKJP und DGPPN:
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