04.05.2017 | Themendienst

Wenn Angst krankhaft wird

Angst gehört zum Leben. Sie ist ein wichtiges Signal, das uns vor Gefahren warnt und schützt. Doch bei rund 15 Prozent der Bevölkerung entgleist die Reaktion und wird krankhaft. Angststörungen gehören in Deutschland zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Trotzdem werden sie in knapp der Hälfte der Fälle nicht erkannt und leitliniengerecht behandelt. Morgen rücken die DGPPN und die Deutsche Gesellschaft für Angstforschung (GAF) deshalb in einem gemeinsamen Hauptstadtsymposium den Umgang mit der Angst in den Vordergrund. Für Journalisten steht ein umfangreicher Themendienst zur Verfügung. 

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  • „Angst ist eines der zentralsten Gefühle des Menschen“ 
    Interview mit DGPPN-Präsident Arno Deister
  • Der Panik entkommen: Wie therapiert man eine Panikstörung?
  • Zahlen und Fakten: Was sind Angsterkrankungen?
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Ganz aktuell beschäftigt viele Menschen die Angst vor Gewalt und Terror, aber auch Globalisierung und wirtschaftliche Unsicherheit wirken bedrohlich. „Dabei handelt es sich in der Regel nicht um Ängste im krankhaften Sinn, sondern um alltägliche Sorgen – auch wenn sie eine gewisse psychische Belastung darstellen“, erklärt DGPPN-Präsident Professor Arno Deister. 

Doch wo hören alltägliche Sorgen auf, wann fängt krankhafte Angst an? Menschen mit einer Angststörung haben vor Dingen und Situationen starke Angst, die für andere ganz normal und unbedrohlich sind. Die Betroffenen fühlen sich verzweifelt, hilflos, allein. Hinzu können heftige körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Übelkeit kommen. „Aus Angst vor der Angst vermeiden die Betroffenen Situationen, die ihre Furcht auslösen. Sie ziehen sich immer mehr aus dem Leben zurück und haben häufig Probleme in der Partnerschaft, der Familie oder im Berufsleben. In ihrer Verzweiflung greifen sie auch zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln“, so Angstexperte Professor Borwin Bandelow von der GAF.

Angststörungen sind noch vor den Depressionen die häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Allein in Europa leiden rund 60 Millionen Menschen daran, ungefähr zwölf Millionen sind es in Deutschland, Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Nach Einschätzung der DGPPN und GAF wird rund die Hälfte aller Angststörungen nicht erkannt und deshalb nicht richtig behandelt. Die Folge: Es drohen Chronifizierung und Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Sucht. Die beiden Fachgesellschaften fordern deshalb, den Angststörungen in der Versorgung einen größeren Stellenwert beizumessen: Die Sensibilität in Bezug auf psychische Erkrankungen muss im Gesundheitswesen weiter zunehmen.

„Genau das wollen wir mit dem gemeinsamen Hauptstadtsymposium am kommenden Freitag erreichen. Wir möchten den an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen noch stärker bewusst machen, dass sich hinter vermeintlich körperlichen Symptomen auch ernste psychische Störungen verbergen können. Umgekehrt kann die Angst auch ein Symptom körperlicher Erkrankungen sein“, so Professor Deister. Im Rahmen des Symposiums beleuchten führende Experten den State of the Art in der Diagnose und Behandlung von Angststörungen. Neben wissenschaftlichen Themen geht es dabei auch um den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema „Angst“. Mit dabei sind u. a. der Sänger und Musiker Nicholas Müller („Von Brücken“), der über seine Angsterkrankung berichtet, und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD Professor Karl Lauterbach.


Hauptstadtsymposium: Deutschland – ein Ort der Angst?

5. Mai 2017 I 13:00–17:00 Uhr
Haus der Land- u. Ernährungswirtschaft
Claire-Waldoff-Straße 7 I 10117 Berlin

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