Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis – Förderpreis zur Entstigmatisierung und Autonomie psychisch kranker Menschen

Die DGPPN vergibt in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis – Förderpreis zur Entstigmatisierung und Autonomie psychisch kranker Menschen. Die Auszeichnung zielt darauf ab, Projekte, Institutionen und Selbsthilfegruppen zu würdigen, die sich dafür engagieren, die Autonomie von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu stärken und deren Teilhabe-Chancen nachhaltig zu verbessern. Ermöglicht wird dies durch die Stiftung aus dem Privatvermögen von Prof. Dr. Jürgen Fritze und seiner verstorbenen Frau, deren Name der Preis trägt. 

Die Auszeichnung ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird jährlich auf dem DGPPN Kongress im November in Berlin verliehen.


2023 haben die DGPPN und die Stiftung für Seelische Gesundheit den Preis zu gleichen Teilen an das AWO Living Museum Potsdam und den Verein Psychiatrie in Bewegung verliehen.

Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis – Förderpreis zur Entstigmatisierung und Autonomie psychisch kranker Menschen 2023: Stefanie Fahr, Karolin Wurlitzer und Carolina Cristòfol Mas vom AWO Living Museum Potsdam © DGPPN | Maria Hauk

Das AWO Living Museum Potsdam ist ein offenes Atelier und eine Tagesstätte für Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen und zugleich ein Museum für moderne Kunst. Das Besondere ist, dass Menschen hier unabhängig von einer Diagnose durch den Austausch von künstlerischen Ideen im Sinne einer Caring Community miteinander in Verbindung treten. Das Konzept basiert auf dem ersten Living Museum in New York und ermöglicht isolierten Personen, sich in einer unterstützenden Umgebung einzubringen und Teilhabe und Inklusion zu erleben. Selbstbestimmtes Handeln und Empowerment stehen im Mittelpunkt, wobei das Erleben und Schaffen von Kunst den persönlichen Genesungsprozess fördert. Die Transformation zur Künstlerin oder zum Künstler trägt zur Entstigmatisierung von psychisch erkrankten Menschen bei und unterstützt sie darin, Autonomie zurückgewinnen.

Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis – Förderpreis zur Entstigmatisierung und Autonomie psychisch kranker Menschen 2023: Andrea Rothenburg vom Verein Psychiatrie in Bewegung © DGPPN | Maria Hauk

Im gemeinnützigen Verein Psychiatrie in Bewegung mit der ersten Vorsitzenden Andrea Rothenburg engagieren sich psychisch erkrankte Menschen, ihre Angehörigen sowie Fachleute. Sie setzen sich dafür ein, über psychische Erkrankungen aufzuklären und Vorurteilen entgegenzuwirken. Ein Projekt des Vereins ist der Song „Hier ist was in Bewegung, es liegt was in der Luft“, der gemeinsam mit dem Kölner Rapper David Floyd aufgenommen wurde und der offizielle Song zur Aktion Grüne Schleife ist. Das dazugehörige Video, in dem auch Prominente zu sehen sind, vermittelt Mut und Hoffnung – die Botschaft ist klar: Niemand sollte sich wegen psychischer Probleme verstecken, sich alleingelassen fühlen oder Berührungsängste haben. Song und Video betonen, wie wichtig es ist, Menschen in Krisen zu unterstützen und zusammenzuhalten.

Preisträger

2022


Galerie ART CRU 
Der Verein PS-Art ist ein Netzwerk psychosozialer Institutionen in Berlin. Er wurde 2008 gegründet, heute sind dort mehrere ehrenamtlich Mitarbeitende tätig. Der Verein entwickelt Aktivitäten und Initiativen, um das gesundheitliche Wohl von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zu verbessern. 

Ini Psy 
Die Ini Psy ist ein Zusammenschluss im Sinne einer Interessengemeinschaft, die sich an Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks richtet und sich für eine lebendige Auseinandersetzung mit Krisen, psychischen Erkrankungen und Unvollkommenheit engagiert. Das Cusanuswerk wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.


2021


Dare2care
Die gemeinnützige Bildungsinitiative hat das Ziel, junge Menschen in ihrer psychischen Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Sie wurde 2019 als Initiative von Psychologiestudierenden an der Universität zu Lübeck gegründet, um psychoedukative Inhalte in Schulen zu vermitteln und das Thema psychische Gesundheit zu entstigmatisieren.

Bipolar hautnah
Mit der crossmedialen Antistigma-Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS) soll die Perspektive von Menschen mit psychischen Erkrankungen unter Berücksichtigung von Fremd- und Selbst-Stigmatisierung sichtbar gemacht werden. Dazu entstanden Kurz-Videos der Serie „Bipolar hautnah“ unter Darstellung von Krankheitsbildern aus Sicht von Betroffenen, Angehörigen und Behandelnden.

EX-IN Deutschland | Anerkennungspreis
Der Verein EX-IN gibt den Erfahrungen von Menschen mit psychischer Erkrankung eine Wertigkeit. Die in EX-IN-Kursen zu Erfahrungsexpertinnen und -experten gewordenen Menschen bringen den Prozess der Entstigmatisierung praktisch voran und leben Autonomie. Menschen mit einer seelischen Behinderung bekommen Stimme und Raum für Partizipation und sorgen für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung.


2020


Theater Apropos
Initiiert vom ariadne, dem Verein zur Hilfe für Alterskranke und seelisch Kranke, wird Menschen mit und ohne psychische Beeinträchtigungen beim Theater Apropos die Möglichkeit geboten, Stücke unter Leitung professioneller Regisseurinnen und Regisseure zu erarbeiten und auf die Bühne zu bringen. Bühne wird dabei als therapiefreier Raum verstanden: Ziel sind professionelle öffentliche Aufführungen, in denen dem Publikum auf unkonventionellem Weg ein selbstverständlicher Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen nahegebracht wird. Die Heimatbühne des Theater Apropos ist das Münchner TamS-Theater, ebenso finden Gastspiele auf anderen Bühnen in München und Umland statt. 


2019


FAIRMediaSUCHT
Der Leitfaden zur stigmafreien Mediendarstellung von Menschen mit Suchtkrankheiten wurde von Prof. Dr. Georg Schomerus (Betreuer) initiiert und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover entwickelt. Vorgestellt werden konkrete, umsetzbare Hinweise, wie Menschen mit substanzgebundenen Suchtkrankheiten in den Medien dargestellt werden können, ohne sie als Gruppe auszugrenzen und zu diskriminieren.