12.10.2017 | Pressemitteilung

Ein Zeichen gegen Vorurteile und Stigmatisierung

Drei Initiativen erhalten den DGPPN-Antistigma-Preis 2017

Die Diagnose „psychisch krank“ ist trotz aller Aufklärungskampagnen noch immer mit einem Stig-ma verbunden. Betroffene und ihre Familien leiden auch heute unter Ablehnung und Ausgrenzung in ihrem beruflichen und privaten Alltag. Mit dem DGPPN-Antistigma-Preis setzen die DGPPN und das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit gemeinsam ein Zeichen dagegen. Auf dem Weltkongress der Psychiatrie zeichnen sie heute drei Initiativen aus, die der Diskriminierung den Kampf ansagt haben und sich für echte Teilhabe einsetzen. 

Der DGPPN-Antistigma-Preis – Förderpreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen wird in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit und der Stiftung für Seelische Gesundheit in diesem Jahr bereits zum 15. Mal verliehen. Er ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert. Die Jury unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses, hat die drei Gewinner aus 22 Bewerbungen aus Forschung, Kultur und dem psychosozialen Bereich ausgewählt. 

Der erste Preis geht an den Informations-und Beratungsdienst SeeleFon des Bundesverbands der  Angehörigen psychisch Kranker e. V. (BApK). Betroffenen und ihren Familien fällt es häufig schwer über die psychische Erkrankung zu sprechen – aus Angst und Sorge vor Ablehnung und Ausgrenzung in ihrem beruflichen und privaten Alltag. Der BApK hat mit seinem SeeleFon ein niederschwelliges Angebot der Selbsthilfe geschaffen, das bundesweit stark frequentiert wird. Das ehrenamtliche Beraterteam beantwortet im Jahr über 2.500 Anrufe und etwa 5.000 Mails zu Fragen über Krankheitsbilder, Behandlung und Therapie. Im letzten Jahr wurde das SeeleFon um ein Unterstützungsangebot für traumatisierte Flüchtlinge erweitert. Das Preisgeld von 4.000 € will der BApK für die technische Modernisierung und Supervision der Berater einsetzen. 

Den zweiten Preis in Höhe von je 3.000 € teilen sich zwei Initiativen: die Eckhard Busch Stiftung und das Gruppenprogramm „In Würde zu sich stehen“ für Jugendliche mit einer psychischen Erkrankung. Die Eckhard Busch Stiftung aus Köln fördert und organisiert verschiedenste Projekte mit dem Ziel, die Akzeptanz von Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Dazu gehören regelmäßige kulturelle Veranstaltungen wie die Talkshow „Auf der Couch mit…“, die Kinoreihe „Kino zeigt Seele“ oder die Jahreskalender und Weihnachtskarten zum Thema „Bilder für die Seele“ mit Kunstwerken von Betroffenen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Projekt „Grenzenlos Borderline“, bei dem in diesem Jahr erstmals ein Borderline-Tag in Köln organisiert wurde. Experten, Betroffene und interessierte Besucher konnten sich in diesem Rahmen intensiv mit den Aspekten dieser komplexen Persönlichkeitsstörung auseinandersetzen. 

Das Gruppenprogramm „In Würde zu sich stehen“ wurde im Rahmen einer Gemeinschaftsstudie verschiedener Kliniken an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm/Günzburg speziell für Jugendliche mit psychischen Erkrankungen entwickelt. In den gemeinsam von Profis und Betroffenen geleiteten Arbeitsgruppen werden die Jugendlichen bei der Entscheidung unterstützt, ob sie ihre Erkrankung gegenüber ihrem Umfeld offenlegen wollen oder nicht. Gerade junge Menschen sind mit dieser Situation überfordert und brauchen besondere Unterstützung, um mit Stigmatisierung in Schule oder Ausbildung besser umgehen zu können. Mit dem Preisgeld soll das wissenschaftlich fundierte Gruppenprogramm weiter ausgebaut werden. 

Die Verleihung des DGPPN-Antistigma-Preises findet heute im Rahmen des Weltkongresses der Psychiatrie in Berlin statt. Alle drei Initiativen sind dabei vor Ort vertreten. 



Die DGPPN ist die größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Fragen der psychischen Erkrankungen in Deutschland. Sie bündelt die Kompetenz von 9.000 Ärzten und Wissenschaftlern für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, die in Universitätskliniken, Krankenhäusern und ambulanten Praxen sowie in der Forschung arbeiten. Sie setzt sich aktiv für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen und gegen deren Stigmatisierung ein.

Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist eine bundesweite Initiative, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit. Zu den über 90 Mitgliedsorganisationen zählen die Selbsthilfeverbände der Betroffenen und Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Verbände aus den Bereichen Psychiatrie, Gesundheitsförderung und Politik. Initiiert wurde das Bündnis 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) gemeinsam mit Open the doors als Partner des internationalen Antistigma-Programms.

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